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Foodporn für Insekten

Die Evolution der Bestäubungssyndrome

Die schier grenzenlose Vielfalt der Farben, Formen, Düfte, Muster und Merkmale von Blüten begeistert den homo sapiens seit jeher. Jeden lang ersehnten Frühling kann man auch in unseren Breitengraden wunderschöne Blütenexplosionen bestaunen. Warum aber sehen alle Blüten eigentlich so unterschiedlich aus?

Das Phänomen der Blütenpluralität erfüllt wie alles auf diesem grandiosen Planeten einen ganz besonderen Zweck:
Jede Blüte ist in ihrem Festtagskleid nicht nur ideal an das eigene Habitat angepasst, sondern lockt gleichzeitig mit Form, Farbe und Duft ganz bestimmte Bestäuber an.
Falls du nicht weißt, wie Bestäubung grundsätzlich funktioniert, findest du hier einen Link zu einer einfachen Erklärung.
Neben Bienen als allseits bekannte Bestäuber, gibt es noch zahlreiche andere Lebewesen, die an der Verbreitung des Blütenpollens beteiligt sind. Dies können Tag- und Nachtfalter (z.B. Schmetterlinge), Käfer, Fliegen, Vögel und Eidechsen und sogar Säugetiere wie Fledermäuse sein.
Bestäubung durch Tiere (=Zoophilie) ist evolutionär gesehen ein recht „neues“ System. Alte Pflanzenarten vermittelten ihren Pollen noch durch den Wind (= Anemogamie, z.B. Löwenzahn) oder das Wasser (= Hydrogamie, z.B. Nixenkraut).
Ein unökonomisches Prinzip, denn hier muss
a) sehr viel Pollen produziert werden,
b) geht viel von dem teuer hergestellten Pollen im Wind oder Wasser verloren und
c) kann jedes Lebewesen den schmack- und nahrhaften Pollen einfach von der Mutterpflanze abknabbern.
Deshalb entwickelte sich vor ungefähr 145 Millionen Jahren durch natürliche Selektion ein geniales Erfolgskonzept heraus: die Blüte. 

Zentral im Bild eine Seidenbiene auf einer blauen Kornblume
(vermutlich) Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) auf
Kornblume (Centaurea cyanus)

Die Bestäubung erfolgt hier nicht mehr zufällig, sondern gerichtet und somit effizienter: eine Tierart mit speziellen Mundwerkzeugen sammelt den Pollen und transportiert ihn anschließend zur nächsten Pflanze. Durch weitere natürliche Selektion bzw. #adaptive Radiation entwickelten sich diverse Farben, Formen und Düfte heraus, die ideal an die Vorlieben der Zielgruppe angepasst sind.

Eine Langhornbiene auf einer Wiesenkleeblüte
Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) auf Wiesenklee (Trifolium pratense)

Jeder Insektengruppe wird also ein ganz persönlicher Food-Porn präsentiert, um so viele Bestäuber wie möglich anzulocken.
So zum Beispiel Tagfalterblüten: Sie strahlen in gelb, weiß, rot oder blau (diese Farben können Tagfalter/Schmetterlinge mit ihren Augen erkennen), duften auffallend süßlich- parfümartig und haben ihren Nektar in röhrenförmigen Blüten versteckt: hier kann nur ein Insekt mit langem Rüssel den süßen Schatz erreichen. So hat der Tagfalter seine ganz persönliche Blüte die sich nur für diesen herrlich herausgeputzt hat.
Im Laufe der Evolution entwickelten sich verschiedene “Bestäubungssyndrome” heraus. Diese beschreiben Gruppierungen von Eigenschaften einer Blüte, die Hinweise auf die jeweiligen Bestäuber geben.

ein rot schwarzer Weichkäfer hangelt sich zwischen zwei Halmen Rispengras
rot schwarzer Weichkäfer (Cantharis rustica) auf Rispengras (Poa annua)

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Diese Infografik zeigt dir zwei Insekten und deren bevorzugte Blüten:

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Diese PDF-Datei enthält eine ausführlichere Auflistung der bisher erforschten Bestäubungssyndrome. 

weiterführende Links:

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Quellen:

  • Peter Leins, Claudia Erbar: Blüte und Frucht. Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion, Ökologie. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2000
  • Joey Lukas: Psychophilie und Sphingophilie. Anpassung von Blüten an die Bestäubung durch Schmetterlinge. Grin, 28. März 2018

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Autorin: Anthea Pfeiffer

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