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Grüße aus dem Paläozoikum

Ein Werdegang der Schachtelhalme

Als vor über 400 Millionen Jahren die ersten Tiere an Land krochen waren sie schon da: Die Schachtelhalme.

Damals, im Erdzeitalter des Paläozoikums, erreichten sie als baumähnliche Pflanzen Höhen von bis zu 30 Metern und bildeten zusammen mit anderen Urfarnen ganze Wälder. Auch heute sind sie noch auf unserem Planeten zu finden und können sich somit zurecht als lebende Fossilien bezeichnen.   

Grüner Sporenkopf eines Schlammschachtelhalms vor grünem Hintergrund
Grüner Sporenkopf eines Schlammschachtelhalms

Die letzte verbliebende Gattung Equisetum führt uns gedanklich in eine Welt vor unserer Zeit, als Pflanzen noch keine Blüten besaßen. Diese waren in einer Uratmosphäre ohne Wind und Insekten schlicht nutzlos. 

Waldschachtelhalme mit mehrfach verzweigten Ästchen
Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum)

Generell sehen Schachtelhalme anders aus als herkömmliche Pflanzen, denn sie besitzen im Verhältnis zu ihrem knotig gegliederten Spross sehr kleine Blätter. Durch ihr bis zu sechs Meter langes Speicherwurzelsystem sind sie in der Lage längere Kälteperioden zu überdauern, um im Frühjahr frische Triebe aus der Erde sprießen zu lassen. Schachtelhalme können sich sowohl mit Hilfe ihrer Wurzeln, als auch mit Hilfe von Sporen vermehren. Aufgrund ihrer klugen Verbreitungsstrategie sind sie von einigen jedoch als Unkräuter verpönt.  

Grüne Halme des Schlammschachtelhalmes in Detailansicht
Schlammschachtelhalm (Equisetum fluviatile)

Botanisch gesehen ist die Klasse der urzeitlichen Equisetopsida den Farnen zuzuordnen.

Der wohl bekannteste Vertreter der Gattung, der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), ist im Volksmund auch als Zinnkraut oder Katzenwedel bekannt. Das fast in Vergessenheit geratene Kraut eignet sich durch seinen hohen Gehalt an Kieselsäure nicht nur als ökologisches Scheuermittel, sondern gilt auch in der Behandlung von Nieren- und Atemwegserkrankungen als pharmazeutisch bedeutsam. 

Ansicht sechs verschiedener Erscheinungsformen der Schachtelhalme
Schachtelhalme besitzen je nach Art verschiedene Erscheinungsformen

Der Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum) kommt, wie es sein Name schon vermuten lässt, vor allem in Wäldern vor und lässt sich an seinen mehrfach verzweigten Ästchen gut erkennen. Der Schlammschachtelhalm (Equisetum fluviatile) kann in bis zu zwei Meter tiefen Gewässern wachsen und der Winterschachtelhalm (Equisetum hyemale) bleibt den ganzen Winter über grün, ist dafür jedoch unverzweigt. 

Zwergschachtelhalm (Equisetum scirpoides)

Der kleinste Vertreter, der Zwergschachtelhalm (Equisetum scirpoides), wird meist um die fünfzehn Zentimeter hoch und besitzt bunte Farbverläufe in seinen unverzweigten Trieben. Schachtelhalme können, von ihrem spektakulärem Lebenszyklus mal abgesehen, sehr vielfältige Gestalten annehmen. 

Ein Ausflug ins Paläozoikum lohnt sich also immer! 

Wie vermehren sich Schachtelhalme? Hier klicken für die Infografik!
Der Lebenszyklus eines Schachtelhalms
(PDF anzeigen)

Weiterführende Links

Allgemeine Infos zu Schachtelhalmen

Bestimmung von Schachtelhalmen

Steckbrief über Schachtelhalme

Quellen

Bendel, M. / Alsaker, F. (2021): Farne, Schachtelhalme und Bärlappe. Der Naturführer zu den Farnpflanzen Mitteleuropas. Bern: Haupt Verlag.

Campbell, N. A., Heinisch, J. J., & Paululat, A. (2016): Campbell Biologie (10. Aufl.). Hallbergmoos: Pearson Verlag.

Strasburger, E., & Sitte, P. (1991): Lehrbuch der Botanik für Hochschulen (33. Aufl.). Stuttgart [u.a.]: Fischer Verlag.

Autorin des Beitrags: Tina Jung

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