Ein betörendes Kraut
Wenn man sie pflanzt, wird sie von Katzen umtanzt.
Universal Herbal, 1820
»Catnip«, Katzenmelisse oder Katzenkraut, die Echte Katzenminze besitzt einige Namen. Aber auch viele Wirkungen werden dem Zauberkraut nachgesagt. Während die bekannteren Minzesorten mit ihrem zitronigen Aroma betören, entfaltet die Echte Katzenminze eine wundersame Wirkung auf Tier und Mensch. Hobbygärtner schätzen das Kraut als zierende Staude in Stein und Naturgärten, obwohl sie einen eher bescheidenen Look zutage trägt. Aber was verbirgt sich wirklich hinter der unscheinbaren Fassade und warum ist die Katze die Namensgeberin?
Zuerst: Die wisschenschaftlichen Eckdaten
Wissenschaftlicher Name: Nepeta Cataria
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Gattung: Katzenminzen (Nepeta)
Verbreitung: Südeuropa, Asien, Afrika – als Neophyt (durch Menschenhand etablierte Pflanzen) in Neuseeland und Nordamerika
Aussehen: ausdauernde, krautige Pflanze; vom Grund an filzig behaarter, selbstständig aufrechter, verzweigter, vierkantiger, hohler Stängel, Blüten weiß bis rosa, mit rosa Punkten, 7 – 10 mm lang, bis 4 cm lang gestielt, Blätter sind mit Drüsenhaaren besetzt
Geruch: aromatisch, zitronen- oder auch minzartig riechend
Wuchsform: breit halbkugelförmig bis aufrecht buschig, Blütenstände ährenartig
Wuchshöhe: 40 bis 100 Zentimeter
Hauptblütezeit: Juli bis September (mehrjährig)
Verwendung: Beet- und Schnittstaude
Besonderes: enthält ätherische Öle (Citronellol (50%), Citral (10%), Limonen, Gerniol (ungefähr 12%), Clarvacrol, Thymol, Neptalsäure, Actinidin)
Die Wirkung auf Menschen
Das Wissen um die heilenden Wirkstoffe der Echten Katzenminze geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals fanden die Blätter der Pflanze Verwendung in der Küche, explizit als Fleischwürze. Auf Grund ihrer Bekömmlichkeit benutzte man die Blätter auch zur Teezubereitung.
So sagt man der Echten Katzenminze folgende Wirkungen nach:
• fiebersenkende
• schweißtreibende
• krampflösende
• entgiftende
• harntreibende
• euphorisierende
• verdauungsfördernde
• appetitanregende
• sedierende
Auch bei chronischem Husten können ihre bakteriellen Eigenschaften vor einer Infektion schützen. Zur Teeproduktion werden in der Blütezeit die Blätter sowie die Blüten geerntet und dann ganz langsam bei Raumtemperatur getrocknet. Die getrockneten Bestandteile müssen danach luftdicht verschlossen aufbewahrt werden, denn nur so bleiben die wichtigen Inhaltsstoffe erhalten. Zusätzlich schmeckt diese Pflanze (genau wie fast alle anderen Minze-Arten) als Tee äußerst gut!
Psychoaktive Wirkung von Katzenminze?
Ob sie wirklich psychoaktiv wirkt, ist umstritten. Oft tritt eine spürbare Wirkung erst nach konstanter Einnahme ein. Diese äußert sich in psychedelischer Veränderung, wobei Farben intensiver wahrgenommen und leichte CEVs (Visionen bei geschlossenen Augen) auftreten. Außerdem soll sie euphorisierend wirken und neben innerer Entspannung auch zu guter Laune und Lachanfällen führen. Sicher ist: bei gewaschener Minze, die in eingeteilten Portionen zu sich genommen wird, ist der Konsum vollkommen unbedenklich.
Die Wirkung auf Katzen
Im Universal Herbal, einem Kräuterbuch aus dem Jahre 1820, steht geschrieben: »Wenn man sie pflanzt, wird sie von Katzen umtanzt; wenn man sie sät, kommen die Katzen zu spät. Wenn man beim Pflanzen oder Ernten das Laub verletzt, kommen die Katzen von überall her, wälzen sich, zerfetzen die Blätter und fressen sie.«
Im Gegensatz zu Menschen, hat die Katzenminze keine beruhigende, sondern euphorisierende Wirkung. Sie beginnen zu flehmen, knabbern mit großer Lust an dem Kraut, wälzen sich darauf herum oder umtanzen sie wild. Schuld daran: Hauptgeruchsstoff Nepetalacton. Anfangs wurde angenommen, dass es dem Sexualpheromon von Katzen ähnelt. Als Aphrodisiakum wurde es allerdings ausgeschlossen. Der Grund dafür ist das ebenso lebendige Interesse von kastrierten Katern an der Pflanze. Die Reaktion auf die Minze, das sog. »Catnip response«, findet man außerdem auch bei Großkatzen wie Löwe und Tiger.
Als »Catnip« gekennzeichnete Gegenstände sind für die eigenen Stubentiger der absolute Renner. Kleine Säckchen oder Stofftiere sind mit den getrockneten Katzenminze-Blättern gefüllt und sorgen bei den Miezen für einige Stunden pure Euphorie. Auch Sprays sind für einige Katzenbesitzer eine große Hilfe beim Weg in die Katzentransportbox.
Gefahr durch Katzen?
Viele Katzen „berauschen“ sich gern an Katzenminzen. Sie versuchen sich mit den ätherischen Ölen zu parfümieren, wälzen sich darin und knabbern an den Trieben. Dies ist des einen Gärtners Lust, des anderen Frust. Katzenminzen werden tatsächlich des Öfteren ganz gezielt von Katzenliebhabern angepflanzt, um ihren Zöglingen ein besonderes Vergnügen zu bereiten. Junge Pflanzen können damit aber überfordert sein, so dass die Samtpfoten ein Bild der Verwüstung im Nepeta-Beet hinterlassen. Notfalls kann hier ein Drahtgeflecht oder ein über die Pflanzen gestülpter Drahtkorb Abhilfe schaffen. Gut zu wissen ist auch, dass Nepeta-Sorten mit zitronigem Aroma anscheinend eher abschrecken als anziehen! Eine gezielte Sortenauswahl kann also mit einem stressfreien und konfliktarmen Katzenminzen-Vergnügen belohnen.
Der richtige Standort und die Pflege
Faustregel: Graulaubige Katzenminzen benötigen warme, durchlässige Böden und Sonne. Keine Überdüngung! Grünlaubige Katzenminzen bevorzugen frisch bis feuchte, nährstoffreiche Standorte und vertragen auch sonnige Plätze. Mit Hitze sind sie allerdings stark überfordert.
Der richtige Standort sorgt für eine pflegeleichte und gesunde Pflanze. Abgesehen von einem Rückschnitt nach der Blüte wird keine weitere Pflege benötigt. Krankheiten und Schädlinge sind ihnen nahezu fremd. Sie wirkt sogar abschreckend auf Pflanzenschädlinge und Ungeziefer wie Kakerlaken, Flöhe und Stechmücken. Gegen Ratten wird sogar Katzenminze-Öl als Vertreibungsmittel eingesetzt. Ist der erste Flor vorüber, sollten alle Katzenminzen bodennah zurückgeschnitten werden. Alsbald treiben die Pflanzen wieder durch und präsentieren sich in frischem Laub, zu dem sich bald wieder Blüten gesellen – viele Sorten blühen dann sogar bis in den Herbst hinein. Der radikale Rückschnitt verhindert gleichzeitig die Selbstaussaat, durch die Katzenminzen durchaus etwas lästig werden können.
Weitere Links
Quellen
Noch mehr Expertentipps:
https://www.gartentipps.com/echte-katzenminze.html
Und … noch mehr Expertentipps:
https://www.gartenlexikon.de/katzenminze/
Katzenminze konsumieren?
https://magischepflanzen.de/katzenminze/
Nepelakton – Wissen für Klugscheißer
https://www.spektrum.de/news/wie-katzenminze-katzen-wahnsinnig-macht/1613296