Mal Digital

Verzauberte Alltagsgegenstände

Das Projekt „Mal digital-Verzauberte Alltagsgegenstände“ entstand im Rahmen des Seminars „Medienpädagogik in der außerschulischen kunstpädagogischen Praxis“ am Institut für Kunstpädagogik der Universität Leipzig. Durch die Zunahme von Medien und digitalen Geräten entsteht ein dauernd wachsendes Feld von Anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten. Daher steht die Arbeit mit dem digitalen Medium Tablet bei dem Projekt im Fokus.

Bei diesem Projekt sollen Kinder im Grundschulalter eine kreative Herangehensweise und Auseinandersetzung mit dem Tablet neu entdecken und erlernen. Den Kindern wird gezeigt, dass man mit Tablets weitaus mehr machen kann als wischen und spielen, wodurch ihnen ein künstlerischer Zugang zu dem Tablet ermöglicht wird.

Das Projekt wurde coronabedingt im Rahmen einer Nachmittagsbetreuung mit drei Kindern im Alter von 5-8 Jahren in ihrem Zuhause durchgeführt.

Idee und Ablauf

Zur Einführung in die Thematik „Verzauberter Alltagsgegenstände“ wird zu Beginn eine Geschichte erzählt, um die Fantasie der Kinder anzuregen und einen Einstieg zu erleichtern. (siehe Material)

Die Kinder erhalten anschließend einen Suchauftrag und werden sich in ihrem Zuhause nach einem Gegenstand umschauen, der ihnen etwas bedeutet oder mit dem sie eine Geschichte verbinden. Danach dürfen die Kinder den Gegenstand erstmal mit dem Tablet fotografisch festhalten. Gemeinsam werden alle Gegenstände angeschaut und diskutiert (Warum wurde der Gegenstand gewählt? Welchen Nutzen hat er? Wie wirkt er?). Mögliche Assoziationen und Gedanken werden in einer Cloud auf dem Tablet festgehalten.

Gedankencloud, Nähmaschine
Gedankencloud, Puppe
Gedankencloud, Nähmaschine

Zum weiteren Verständnis und zur Wissensvermittlung wird den Kindern etwas über die Künstlerin Meret Oppenheim erzählt und ihr Kunstwerk „Frühstück im Pelz“ gezeigt. Wiederholt werden alle Assoziationen und Gedanken zu dem Werk auf dem Tablet gesammelt.

Frühstück im Pelz, Oppenheim, Meret: Das MoMA in Berlin. Meisterwerke aus dem Mueum of Modern Art, New York, Hatje Cantz Verlag 2004

Durch die Reduktion der Dinge auf ihre zweidimensionale Form, haben die Kinder die Möglichkeit, sie noch einmal neu zu entdecken und für fantastische Gestaltungen zu nutzen. Nach der am Anfang erzählten Fantasiereise können die Alltagsgegenstände nun neue Formen oder Identitäten annehmen. Nun werden die Kinder auf dem Tablet mit einer Zeichenapp die fotografierten Gegenstände selbstständig grafisch und malerisch erweitern oder verändern. Nachdem die Kinder ihre Arbeit am Tablet beendet haben, dürfen sie sich Titel für ihre entstandenen Bilder überlegen. Dann werden sich alle Ergebnisse gemeinsam angeschaut, diskutiert und Feedback gegeben.

Welche prozessualen und sinnlichen Erfahrungen haben die Kinder bei der Arbeit am Touchscreen gemacht? Was hat ihnen besonders gefallen? Wo gab es Schwierigkeiten?

Umsetzung und Auswertung

Für die Kinder war es die erste künstlerische Auseinandersetzung mit dem Tablet. Sie haben sehr schnell den Umgang mit der Zeichenapp begriffen und hatten viel Freude am Ausprobieren der vielen Funktionen. Besonders gefallen hat ihnen die experimentelle Herangehensweise und dass sie die Freiheit hatten, viel ausprobieren zu dürfen. In der Praxisphase musste darauf geachtet werden, dass die Kinder sich bei der Arbeit mit der Zeichenapp zeitlich nicht verlieren. Durch die zahlreichen Funktionen der App, wie radieren, einfügen, ausschneiden etc. hatten die Kinder das stetige Bedürfnis, mehr ausprobieren zu wollen und Arbeitsschritte rückgängig zu machen. Diese Funktionen fördern ein prozessorientiertes, experimentelles Gestalten und eröffnen neue Möglichkeiten, die die digitale künstlerische Arbeit beispielsweise vom analogen Malen unterscheidet. Trotz der fehlenden Haptik, können ästhetische Erfahrungen bei der Gestaltung mit dem Tablet gemacht werden.