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Entengrütze

Bei der Wasserlinse, umgangssprachlich auch Entengrütze genannt, handelt es sich um eine kleine Pflanze mit vielen Fähigkeiten. Sie wächst schneller als jede andere Blütenpflanze und das sogar auf Schmutz- oder Abwasser. Beim Wachstum der Wasserlinse wird dem Wasser Stickstoff und Phosphat entzogen. Dadurch ist die Wasserlinse ideal, um kostengünstig und umweltschonend Abwasser zu reinigen und dabei noch Energie zu erzeugen. Als Nutzpflanze der Zukunft hat die Wasserlinse das Potenzial, Probleme wie Energieerzeugung in Zeiten des Klimawandels und die umweltfreundlichere Reinigung von Wasser zu verbessern.

Nahaufnahme der Wasserlinsen

Seit einigen Jahren wird immer mehr zum Thema Wasserlinse geforscht. Im Jahr 2011 kam es in Chengdu, China zur ersten internationalen Konferenz zum Thema Wasserlinse. Im Jahr 2022 findet bereits die sechste Konferenz statt. Immer neue Nutzungsmöglichkeiten von Wasserlinsen werden besprochen. So könnten verschiedene Arten von Wasserlinsen als pflanzliches Protein für die menschliche Ernährung Verwendung finden.

Wurzeln der Wasserlinse
Nahaufnahme von Wasserlinsen (Lemna minor)

Wie genau schafft es die Wasserlinse Abwasser zu reinigen? Im Klärwerk wird sie dazu eingesetzt Stickstoff und Phosphat aufzunehmen. Durch das pflanzliche Enzym Nitratreduktase kann der im Wasser gelöste Stickstoff (Nitrat) zu Nitrit reduziert werden. Nitrit ist ein wichtiger Nährstoff durch den Pflanzen Eiweiße aufbauen können und so schneller wachsen. Da das Wasser im Klärwerk einen hohen Nitratanteil hat, vermehren sich die Wasserlinsen schnell und haben so auch das Potenzial mehr Energie zu erzeugen.

Klicke auf das GIF um zu sehen wie Wasserlinsen Stickstoff verarbeiten.

Auch in Deutschland beginnt die Entengrütze abseits von Teichen Fuß zu fassen. In mehreren Klärwerken gibt es bereits Projekte in denen Wasserlinsen zum Reinigen von Abwasser genutzt werden. Die Biomasse, die dabei als Abfallprodukt anfällt, kann in Faultürmen in Biogas verwandet werden. Damit kann mehr Strom erzeugt werden, als durch das Klärwerk verbraucht wird. Das ist entscheidend, denn aus einem Bericht des Umweltbundesamtes (Fricke, 3) geht hervor:

„Kläranlagen benötigen fast 4.400 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Anders ausgedrückt muss nur für die kommunalen Kläranlagen Strom in der Jahresleistung eines modernen Kohlekraftwerks erzeugt werden. Pro Jahr entstehen so rund 3 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid (CO2).“

Klicke auf das Bild um zu sehen, wie mit Wasserlinsen Strom erzeugt werden kann.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie wir die Wasserlinse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nutzen werden. Klar ist, dass in dieser kleinen Pflanze sehr viel Potential steckt.

Quellen

Zhao, H. (2012). Duckweed rising at Chengdu: summary of the 1st International Conference on Duckweed Application and Research, https://link.springer.com/article/10.1007/s11103-012-9889-y (Stand: 12.7.21)

Otto, E. (2014). Entengrütze – eine Nutzpflanze der Zukunft? Ein unscheinbares Wasserunkraut macht Karriere, https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/entengruetze-eine-nutzpflanze-der-zukunft-ein-unscheinb-10187 (Stand: 12.7.21)

Powerstep website. http://www.powerstep.eu (Stand: 12.7.21)

Fricke, K. (2009). Energieeffizenz kommunaler Kläranlagen. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3855.pdf (Stand: 12.7.21)

Autorin: Estelle Dominé