Die Ufo-Pflanze, offiziell Pilea peperomioides, ist eine Zimmerpflanze mit fast so vielen Namen wie Blättern. Am bekanntesten ist im deutschen Sprachraum die Bezeichnung Chinesischer Geldbaum. Erste Assoziationen von einem mit Geldscheinen beblätterten Baum dürfen sofort verworfen werden.
Die Pflanze, welche ursprünglich aus den südwestlichen Provinzen Chinas stammt, soll zu Geldsegen und finanziellem Erfolg verhelfen. Sie ist damit ein wahrer Glücksbringer. Vielleicht leitete sich so auch der Name Glückstaler ab. Daneben können die tellerrunden Blätter, die in langen grünen Stielen wie fliegende Untertassen vom hölzernen, braunen Stamm der Pflanze abstehen, auch als Ursprung der Benennung Ufo-Pflanze gesehen werden. Ob kleine Aliens in den Grünorganen des Gewächses wohnen oder nicht müsst ihr selbst herausfinden…
Was hat Glück mit einer Pflanze zu tun?
Wie eine während der Corona-Pandemie durchgeführte Studie der Universität Genua belegt, sind Menschen, die sich in ihrem Zuhause mit Pflanzen umgeben zufriedener und weniger gestresst. Pflanzen lassen Räume nicht nur gemütlicher wirken, sie geben uns auch die Möglichkeit Fürsorge zu zeigen. Erfolgserlebnisse beim Gärtnern auf der Fensterbank können uns ein Gefühl von Kontrolle geben und daher unsere Selbstwirksamkeit erhöhen. Pflanzen machen uns also glücklicher!
Die Pilea vermehren
Natürlich vermehrt sich die Pilea nicht, indem kleine Ufos aus ihren Blättern herauswachsen (oder doch?). Diese Möglichkeit erlaubt euch dagegen wirklich kleine Ufo-Pflanzen zu züchten und euer Glück zu teilen:
Gedeiht eure Pilea prächtig, werden sich mit der Zeit von ganz allein kleine Ausläufer an der Wurzel bilden. Im Frühjahr könnt ihr diese dann mit einem sauberen Schnitt von der Mutterpflanze trennen und in angefeuchtete Erde oder ein Wasserglas setzen. Versucht dabei Ableger mit mindestens fünf Blättern zu verwenden.
Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.
Albert Schweitzer
Ihr wollt weitere Glücksbringer teilen? Diese Pflanzen sollen ebenfalls Glück bringen:
Auch, wenn die Pilea peperomioides nicht wirklich etwas mit Ufos zu tun hat, ist sie dennoch ein Glückssymbol. Und wie viele andere Gewächse ein Glücksbringer. Gerade in Krisenzeiten können Pflanzen unsere Stimmung heben. Ob ihr mit diesem Wissen im Hinterkopf nun anfangt, fleißig an eurem Urban-Jungle zu arbeiten oder euer Glück zunächst mit einer Ufopflanze versucht, müsst ihr selbst entscheiden. Habt auf jeden Fall Spaß dabei!
Die gegenwärtige Corona Pandemie kann als eines der einschneidendsten Ereignisse der letzten Jahrzehnte gesehen werden. Unsere Werte der sozialen Verbundenheit sind de facto ausgehebelt. Doch was bleibt? Misstrauen in einer orientierungslosen Zeit? Oder Vertrauen in Dinge des Alltags, die sonst unscheinbar und heute sicher anmuten?
Wir explorieren unsere Umwelt intensiver denn je. Stellen Fragen, wie wir Begegnungen in und mit unserer Umwelt gestalten wollen. Politisch ist dabei alles, was mit Begegnung, Reibung oder Konflikt zwischen subjektiven Wahrnehmungen zu tun hat.
Ich habe den Eindruck, dass der Mensch sich zunehmend selbst tätig in Bezug zur Natur erfährt. Zwischen der Zimmerpflanzenobssession des einen und dem Schrebergartenkauf des anderen, sitze ich zwischen acht verschiedenen Minzen fasziniert von ihren geheimen Kräften. Je intensiver mich dieses kleine Pflänzchen in seinen Bann zieht, desto größer wird auch mein Unbehagen, wie der Mensch der Natur begegnet.
Mensch und Minze miteinander
Schon die griechische Mythologie zeigt ein Miteinander zwischen Mensch und Minze. Hades, Gott der Unterwelt, verliebte sich in die Nymphe Minthe. Im Zorn der Eifersucht zerriß Persephone sie in Stücke, aus denen Minzen hervorwuchsen. Aber sind die verführerischen Kräfte der Minze tatsächlich so gefährlich, dass sie einen Akt der Zerstörung legitimieren?
Ein echter Überlebenskünstler ist der Lippenblütler allemal! Ihr weltweiter Fortbestand ist durch die Bildung natürlicher Hybriden (Bastarde) gesichert. Der Umwelt passt sie sich nicht nur durch eine Artenvielfalt mit dem Farbspektrum von Dunkelgrün bis Lila an. Ist es zu trocken, stirbt die Pflanze oberirdisch ab und treibt bei genügend Regen wieder aus.
Die verborgenen Kräfte der Minze wirken auch in zahlreichen vom Menschen geschaffenen Produkten. Minze enthält aromatische Verbindungen wie Menthol, Limonen und Cineol. Bei äußerer und innerer Anwendung binden sich die Aromen an Rezeptoren der Nervenzellen. Es kommt zu einer Erhöhung der intrazellulären Calciumkonzentration und ein Aktionspotential wird ausgelöst. Menthol löst einen physiologischen Prozess aus, den wir sonst spüren, wenn unsere Umgebungstemperatur auf einen individuellen Schwellenwert absinkt.
Auch bei Spannungsschmerzen, Atemwegserkrankungen, Verdauuungsproblemen oder emotionalen Verstimmungen verspricht die Minze einen richtigen Frische- und Wohlfühlkick!
Schon Plinius berichtet, dass die alten Griechen und Römer sich bei Trinkgelagen mit geflochtenen Minzkränzen schmückten, um einem Kater vorzubeugen.
Vielfältiges Wissen ermöglicht uns eine immer spezifischere Aneignung minzig-grüner Kräfte.
Es sind hierarchisierende Muster zwischen Mensch und Natur, die fest in unserem Denken und Fühlen sitzen. Mensch und Natur begegnen sich zweckgebunden.
Die Minze hat mich dazu bewegt, Asymmetrien in Beziehungen wahrzunehmen und zu überwinden.
Der Klimawandel und Covid-19 haben unseren Bezug zur Umwelt neu aufleben lassen. Der Klimawandel und Covid-19 können uns ein Lehrstück dafür sein, eine Entwicklung eines anderen Miteinanders einzuschlagen; Machtverhältnisse in Beziehungen zu reflektieren.
Leipzig ist die Geburtsstadt der Gartensparte. 1864 gründete der Leipziger Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild den ersten „Schreberverein“ – benannt nach dem Orthopäden Moritz Schreber – als Turnanlage im Grünen mit dem Ziel der Gesundheitsvorsorge und Erziehung der Stadtbewohner:innen zu Naturfreund:innen. Aus diesem Sportpark entwickelten sich bald Familienbeete, die später mittels Zäunen zu einzelnen Parzellen abgegrenzt wurden. Auch in der DDR diente das weitläufige System der städtischen Gartenvereine nicht nur zur Erholung, sondern auch zum Gemüse- und Obstanbau. So half es, kurzfristig Probleme der Mangelwirtschaft zu überwinden. Selbst heute regelt das Bundeskleingartengesetz, dass ein Drittel der Gartenfläche „insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf“ dienen soll. Das grüne Kleinod der Arbeiterklasse war schon immer strenger Reglementierung unterworfen, auch heute kontrolliert der Verein die Heckenhöhe noch mit dem Zollstock. Trotz des spießbürgerlichen Charmes, sehnen sich immer mehr junge Menschen nach einer Gartensparte und führen so zu einem demografischen Wandel innerhalb der Vereine. Gerade in Zeiten von Corona, Isolation und Physical Distancing wirken Kleingärten wie erreichbare Paradiese im urbanen Raum, sehnsüchtig erwartete Zufluchtsorte. Neben reiner Erholung bietet ein Garten viel Arbeit, also Beschäftigungstherapie und psychosomatische Auslastung. Ziel der Arbeit „Schrebers Erben“ ist es, Nachwuchs-Kleingärtner:innen in ihrem natürlichen Habitat und in Gesellschaft ihrer Lieblingspflanze zur fotografieren. Auf der Suche nach dem drolligsten Paar, soll so eine Portraitserie und Pflanzenschau entstehen, die von botanischer Zuneigung und penibler Aufopferung erzählt.
Die schönsten Pflanze-Mensch CouplesLeipzigs
Mira und der Rhabarber
„Was mag ich am Rhabarber? Generell, dass er so eine unkomplizierte Pflanze ist und jedes Jahr wieder wächst. Außerdem spendet er Schatten und hält die Feuchtigkeit im Boden. Das gefällt auch anderen Pflanzen um ihn herum. Offenbar sind ihm auch Blattläuse völlig schnurz. Meiner war voll damit, er ist aber trotzdem gewachsen wie Unkraut. Also hatten die Blattläuse (und mit ihnen die Ameisen) und ich was davon. Rhabarber schmeckt einfach unglaublich gut. Ich mache jedes Jahr ein paar Marmeladen. Und Erdbeer-Rhabarber-Vanille ist immer die erste des Jahres. In diesem Jahr war besonders, dass ich zum ersten Mal eigenen Rhabarber hatte, sodass es (bis auf die Vanille) eine komplette Garten-Marmelade geworden ist. In der Zeit des Lockdowns hat es großen Spaß gemacht, dem Rhabarber (und allen anderen Pflanzen) beim Wachsen zuzuschauen. Da ist der auch besonders gut geeignet, weil er so schnell wächst.“
Charlotte und die Pfingstrose
„Wenn ich ihr [der Pfingstrose] eine Rolle geben müsste, dann wahrscheinlich die des Frühlings. Also vielleicht eine Erinnerung daran, dass es jetzt warm wird und ich trotz Corona die duftende Luft und das sprießende Grün genießen darf. Genau, Lieblingspflanze, weil sie mich an meine Oma erinnert und sie alle Gärten gleich viel schöner macht.“
Sebastian und der Bonsai
„Der Bonsai hat mir die notwendige Ruhe gegeben, um in dieser Zeit dem Wahnsinn nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Es ist ja eigentlich eine kleingehaltene Pflanze, die aber von der Form her aussieht wie ein großer Baum. Das langsame Wachsen, Zurechtstutzen und Erhalten gefällt mir dabei, weniger als Nachzeichnen der Wirklichkeit – also eines großen Baumes – sondern viel mehr als Gestaltungsmöglichkeit, die sich mir da bietet. Ich mag die Ästhetik dieses Grazilen, das gleichzeitig alt ist – ich glaube, er ist jetzt schon über 20 Jahre. So gesehen ist es auch eine sehr gebrechliche Pflanze, nach drei, vier Tagen ohne Wasser wäre sie vertrocknet und ich fühle mich schon recht verantwortlich, dass sie, wo sie nun so alt ist, auch noch die nächsten 20 Jahre lebt und schöner wird.“
Julia und die Lupine
„Also ich würde sagen, an der Lupine finde ich vor allem cool, dass sie so vielfältig ist. In der Lockdown-Zeit, in der ich oft im Garten war, ist sie schnell genug gewachsen, dass ich jedes Mal eine neue Blüte entdeckt habe und die Blüten sich auch über die Zeit verändern und supercool aussehen. Dann gibt es sehr viele verschiedene Lupinenarten, sie ist ja auch eine Nutzpflanze, die auch als Nahrungsmittel verwendet werden kann. Ich fands schön, dass in so einer seltsamen, ungewissen Zeit die Pflanze eine verlässliche Beständigkeit gibt.“
Rebecca und der Mangold
„Mangold ist schon eine tolle Pflanze. Die glänzenden, grünen Blätter, dazu die wunderschön farbigen Stiele. Von gelb bis violett ist alles dabei. Unter unserem Mangold, der mir der allerliebste Mangold ist, wohnt gerade eine kleine Eidechsenfamilie. Das beste am Mangold ist, dass man ihn essen kann. Auf etwas Butter und Zwiebeln angedünstet, schmeckt er einfach köstlich. Die vielen Vitamine und Mineralstoffe tun ihr Übriges, um mich rundum glücklich mit dieser Pflanze zu machen.“
Tobi unddie Clematis
„Lieblingspflanze Clematis. Sie heißt übrigens auch Waldrebe und das deutet auch schon mehr darauf hin, warum sie bei mir beliebt ist. Die vom Wuchs sehr zierliche Pflanze ist ursprünglich in lichten Wäldern beheimatet und strebt im Wachstum an Baumstämmen zum Licht. Dort bildet sie ihre Blüten. Die Blüten aus einer wirklich unscheinbaren Pflanze bilden nebeneinander einen tollen Kontrast. Der lockdown hat allerdings eine untergeordnete Rolle gespielt. Außer, dass mir diese Zeit dazu verholfen hat mich im Garten und vor allem mit Pflanzen zu beschäftigen. Generell finde ich aber im Garten zur Ruhe. Besonders in der doch ungewohnten Anfangszeit der Pandemie war das hilfreich.“
Facts rund um den Schrebergarten
Um im Schrebergarten euren Nachbarn und Nachbarinnen nicht auf den Schlips zu treten, hier ein paar hilfreiche Tipps und Richtlinien. Damit schafft ihr euch garantiert jede Menge neue Gartenfreund:innen.
Weitere künstlerische Auseinandersetzung mit dem Schrebergarten kannst du auf der ausstellungsbegleitenden Website „Willkommen im Schrebergarten“ des Instituts für Kunstpädagogik Leipzig und des Goethe Instituts Australien finden.