Über Moose
Sie bedecken ganze Waldböden mit einem grünen Teppich und machen dies für manchen Barfüßler zum Sparziergang auf Wolken. Aber Moose wagen sich auch in lebensfeindlichere Orte wie an Steine, Wüsten oder karge Ödnis. Sie gelten als Pionierpflanzen, die Orte begrünen, an denen andere Pflanzenarten keine Überlebenschancen hätten. Kein Wunder, dass eine solche resistente Pflanzenart zu einer der ältesten lebenden Pflanzen der Erde gehören, die eine Lebensdauer von teilweise mehreren tausend Jahren haben kann. Ein Rekord-Moos-Fund aus der Antarktis von 1981 wurde sogar für 10000 Jahre alt erklärt. Moose sind blütenlose Sporenpflanze, welche anstelle von Wurzeln Zellfäden (Rhizoide) zu ihrer Verankerung auf einem Untergrund bilden. Das nötige Wasser erhalten sie über ihre kleinen Blättchen aus der Luft und von Niederschlägen.
Manche Moose sind wahre Überlebenskünstler, die nicht etwa wie deine Zimmerpflanze welken, wenn du mal wieder vergisst sie zu gießen. Denn selbst wenn mal das Wasser ausbleibt, können bestimmte Moosarten über mehrere Jahre ausharren und beim nächsten Regenguss wieder zum Leben erwachen. Zu dem gibt es in der Familie der Moose eine gewaltige Artenvielfalt mit ca. 16000 verschiedene Moosarten auf der Welt.
Mensch und Moos im Innenraum
Während das Moos auch im direkten Lebensraum des Menschen, in Innenstadtkellern, der Gartenmauer, Regenrinnensäumen und Fensterbrettern feucht fröhlich vor sich hin gedeiht, wird es an anderen Stellen gezüchtet und geerntet und als menschgemachtes Interieur verkauft. Moos als Innenraumgestaltung ist in verschiedensten Erscheinungsformen zu finden: als Duschmatte, Luft Verbesserer oder gleich als Verkleidung für ganze Wände. Manche Firmen bieten Moos für circa 600 € pro Quadratmeter als „Vertikalen Garten“ an. So viel Moneten wollte ich für eine Wandbegrünung nicht lassen, aber die Idee war schon fest in meinem Kopf verwurzelt. Also ab in den Baumarkt, auf den Schrottplatz und dann in den Auwald…
Malen in Moos oder das „Growffiti“
Die ungefragte „Verschönerung“ von Wohnraumaußenwänden ist ja szeneintern eine gängige Praxis und trifft bei den verschiedenen Gemütern auf mal mehr, aber meist auf weniger Begeisterung. Tags und Graffiti halten Polizei und Malerfirmen auf Trab. Aber wer könnte schon etwas gegen einen grün- florierend- lebendigen Schriftzug sagen?
Hier kommt das sogenannte Growfitti ins Spiel. Es gehört zur Streetart Kategorie des Urban gardening oder auch Guerilla gardening. Bei Ausführenden dieser Disziplin ist es gang und gebe Teile des städtischen Betonmeeres ungefragt zu begrünen und wieder mit Flora zu füllen.
Bei einem Grünpflanzengraffiti ist die rechtliche Lage sehr viel lockerer als bei klassischen Graffiti mit Sprühlack, da Moos im Grunde genommen eine Naturerscheinung ist und mit einem Schuss Wasser und dem Schwamm wieder restlos entfernt werden kann. Für alle die ihre Stadt ein bisschen grüner machen und sich im Guerilla gardening versuchen wollen hier eine kleine Anleitung:
Zutaten/Material:
- 3 Handvoll Moos
- 120 ml Buttermilch
- 500 ml Wasser
- 1 Schuss Bier
- optional ein wenig Mehl um die Mixtur dickflüssiger zu machen
- Malerpinsel
- Schüssel/ Behältnis für „Moosfarbe“
- Pürierstab
Vorgehen:
- Moos von Erde und Dreck befreien
- Alle Zutaten kräftig pürieren, bis alles gut vermengt ist
- Wand (am Besten rau) befeuchten
- Mixtur mit dem Pinsel auf die Wand in gewünschter Form auftragen
- In den ersten Wochen regelmäßig (mit Drucksprüher) befeuchten
Weitere Anleitungen mit anderen Mischverhältnissen findest du hier:
Ich selbst war natürlich Feuer und Flamme und habe sofort alle Zutaten in den Smoothie-Maker gesteckt und kräftig püriert. Mit Pinseln haben wir die Mixtur dann auf eine Wand im Innenhof aufgetragen. Ich habe das „Wandbild“ so gut wie jeden Tag befeuchtet, aber ich fürchte die Temperaturen wahren schon so hoch, dass das Wasser zu schnell verdunstet ist um die Moosmischung wachsen zu lassen. Wahrscheinlich habe ich auch viel zu viel Mehl hinzugegeben, da ich Angst hatte, dass die Mischung nicht an der Wand hält. Sobald das Gießwasser verdunstet war, wurde die braune Masse an der Wand nämlich immer wieder steinhart.
Ein kleiner Tipp an alle zukünftigen Guerilla GärterInnen: sucht euch für das Growffiti einen besseren und feuchten Standort. Auch könnt ihr mit den Anteilen der Zutaten variieren und experimentieren. Eine weitere Möglichkeit ist es das Moos nicht erst an der Wand zu züchten, sondern schon „ausgewachsen“ in Stücken an die Wand zu kleben.
Der richtige Standort
Am besten eignen sich Orte, die ähnlich beschaffen sind, wie die wo du das Moos hergenommen hast. Dann ist die Wahrscheinlichkeit auch höher, dass dein Bild in seinem natürlichen Lebensraum gut gedeiht und sich das Moos auch an deiner Wand heimisch fühlt. Zudem lieben Moose schattige, feuchte und kühle Umgebungen. Deshalb eignen sich vor allem Nordwände oder Wände mit nur wenig Sonneneinstrahlung.
Schöne Anregungen und Arbeiten in Moos findet ihr zahlreich im Web nur ein paar Klicks entfernt:
Quellen
Fries, Oliver: Moos – Moosarten, Jahr ohne Angabe [Website] In: https://www.garten-treffpunkt.de/lexikon/moose.aspx (Stand 24.05.2021)
Hofmann, H.: Nutzen der Moose, 2011 [Website] In: https://www.swissbryophytes.ch/index.php/de/mehr-ueber-moose/nutzen-der-moose (Stand 01.07.2021)
Jansen, Paula: Moos im Wald- Darf man es sammeln? Jahr ohne Angabe [Website] In: https://www.gartenjournal.net/moos-im-wald. (Stand 04.07.2021)
Jayawanth, Mounia: Moos Graffiti – moderne und nachhaltige Wanddekoration, Jahr ohne Angabe [Website] In: https://www.ecosistant.eu/moos-graffiti Moos Graffiti – moderne und nachhaltige Wanddekorationen – ecosistant (Stand 19.05.2022)
Redaktion Geniale Tricks: Moos-Graffiti – lebendige Street Art oder Gartendeko, Jahr ohne Angabe [Website] In: https://www.genialetricks.de/moos-graffiti2/ (Stand 13.06.2022)
Redaktion Nabu: Viele Moose mögen es feucht, Jahr ohne Angabe [Website] In: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/pilze-flechten-moose/artenportraets/14126.html (Stand 20.05.2022)