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Ökosysteme auf der Fensterbank

Hermetosphären | Ökosysteme auf der Fensterbank

Hermetosphären sind fast gänzlich unabhängige, sich selbst erhaltende Ökosysteme in verschlossenen Gefäßen, in denen Pflanzen im Gleichgewicht Jahrzehnte überdauern können. In diesem geschlossenen System finden Sauer-, Kohlen- und Stickstoffkreisläufe statt, welche lediglich durch das Licht und die Temperatur von außen beeinflusst werden. Kreisläufe, welche ebenso in der Biosphäre unserer Erde stattfinden und hervorragend auf unserer Fensterbank funktionieren. Mit einfachen Mitteln kann man aus heimischen Pflanzen einen Wald im Glas oder andere ungewöhnliche Pflanzenhaltungen für die Fensterbank kreieren.

Ich habe mich mit Auswahl der Pflanzen und Materialien für möglichst langlebige Hermetosphären beschäftigt und selbst drei unterschiedliche Hermetosphären angelegt.

Klicke hier um mehr über meine Hermetosphären zu erfahren

Zu sehen sind drei illustierte, nebeneinder stehende Hermetosphären, die mit verschiendenen Pflanzen und Dekorationen gefüllt sind. Das Bild fürt als Link zu einer Grafik, die diese Hermetosphären bildlich genauer beschreibt.

Eine Hermetosphäre kann ohne Eingriff von außen mehrere Jahrzehnte überleben. Um dies zu erreichen, müssen wichtige Faktoren beachtet werden, welche ich anhand der Empfehlungen des Diplombiologen und Botanikers Ulf Soltau zusammengefasst habe.

Ein passendes Gefäß
Die Grundlage für eine Hermetosphäre ist ein luftdicht verschließbares Gefäß aus Glas oder Kunststoff. Das Gefäß sollte jedoch durchsichtig und ungefärbt sein, da farbige Materialien die für die Pflanzen essenzielle Lichtbestandteile herausfiltern.

Zu sehen ist der Untere Teil einer kleinen Hermetosphäre, die auf einem Korkuntersetzer steht. In der Flasche haben sich Wurzeln einer Gras-ähnlichen Pflanze gebildet.
Wurzelbildung der »Elocharis acicularis«

Nährstoffarmes Substrat
Um eine möglichst hohe Langlebigkeit zu gewährleisten, ist nährstoffarmes Substrat unentbehrlich. Normale Blumenerde mit vielen Nährstoffen und zusätzlichem Nitrat führt zu üppigem Wachstum, wordurch die Pflanzen schnell über ihren Platz hinauswachsen. Ebenso wichtig ist der geringe Kalkgehalt und der richtige pH-Wert, wodurch es schnell zur Übersäuerung des Bodens kommen kann. Zu empfehlen ist daher anorganisches Substrat wie kleinkörniger Blähton oder Lavagranulat. Diese sind luftdurchlässig und formstabil, beginnen sich also mit der Zeit nicht zu verdichten und verhindern Wurzelfäule.

Zu sehen ist der Blick durch den Flaschenhals in eine Hermetosphäre. Man sieht eine fleischfressende Pflanze und Quarzsteine von oben.
Fleischfressende Pflanze »Drosera capensis« (Sonnentau)

Tropische Pflanzen
In einer Hermetosphäre herrscht eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100%, weshalb sich tropische Pflanzen für so ein extremes feucht-warmes Klima besser eignen als Pflanzen aus trockeneren oder heimischen Klimazonen. Zu den geeigneten tropischen Pflanzen zählen vor allem Farne, Moose und kleine Orchideen. Sukkulenten und Kakteen sind für geschlossene Hermetosphären ungeeignet, können allerdings in offenen Flaschengärten eingesetzt werden.
Welche Pflanzen am besten für die Hermetosphäre geeignet sind, hat der Biologe Ulf Soltau in einer Liste erprobter Pflanzenarten zusammengefasst.

Optional: Dekoration und Bewohner
Optional sind Dekorationen wie Holz, Stein oder Kunststoff. Ebenso wichtig wie beim Substrat ist hierbei die Nährstoffneutralität, daher sind kalkhaltige Steine, rostendes Metall oder andere chemiehaltige Materialien ungeeignet. Verwendet werden können zum Beispiel kalkarme Lava- bzw. Bimssteine, sowie Basalt und Quarz. Dekoration aus Holz, sind oft moderanfällig und sollten aus Hartholz oder Wurzeln aus dem Aquaristikbedarf bestehen.
Ebenso optional aber hilfreich sind kleine Lebewesen, welche die Nährstoffzersetzung fördern und damit den Bakterien und Mikroorganismen zuarbeiten. Hierfür bewehrt haben sich tropische Springschwänze und weiße Asseln. Ein großer und nützlicher Vorteil dieser Tiere ist, dass sie sich nicht nur von abgestorbenen Pflanzenresten, sondern auch von Schimmelpilzen ernähren.

Zu sehen ist ein Close-Up einer Hermetosphäre. In dieser befinden sich zwischen Steinen und Wurzeln kleine weiße Insekten mit Fühlern.
»Collembola« (tropische Springschwänze)

Essenziell: Wasser und Licht
Das Wasser ist eines der wichtigsten Bestandteile eines funktionierenden Ökosystems. Es darf weder zu viel, noch zu wenig vorhanden sein. Das heißt, das Substrat muss gut angfeuchtet sein, es darf sich jedoch keinesfalls Wasser am Gefäßboden niedersetzen. Verwendet werden sollte möglichst kalkarmes, zimmerwarmes Regenwasser, da Leitungswasser in der Regel einen zu hohen Kalkgehalt hat.
Die einzige von außen beinflussende Komponente in dem fast autarken Ökosystem ist das Licht, damit die für die Photosynthese notwendigen Stoffwechselprozesse in Gang gebracht werden können. Es ist wichtig die Hermetossphäre an einem möglichst hellen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung aufzustellen, da die Temperatur sonst schnell auf über 40 Grad ansteigen kann.
Künstliches Vollspektrumlicht kann das Tageslicht durchaus ersetzen, da es alle für die Photosynthese benötigten Wellenlängen enthält.

Was passiert in der Hermetosphäre?

Für mehr Informationen zu den in der Hermetosphäre ablaufenden Prozesse, klicke auf das unten liegende Bild und lade die Infografik als PDF herunter.

Zu sehen ist eine einfache illustierte Hermetosphäre, neben der sich rechts und links kreisförmige Pfeile befinden. Darüber steht "Die Stoffkreisläufe". Die Verlinkung führt zu einer Infografik, welche die Stoffkreisläufe genauer beschreibt.

QUELLEN

https://ulfsoltau.wordpress.com/
https://www.keinsteins-kiste.ch/hermetosphaeren-eine-welt-im-glas-stoffkreislaeufe-im-wohnzimmer/

Autorin: Maren Valentina Gärtner

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