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Biologie Garten Gesundheit Heilpflanze

Der Allrounder aus der Küstenregion

Lavendel als Pflanze der vielen Möglichkeiten

Der Lavendel ist eine Pflanze aus der Gattung der Lavendel (Lavandula) und gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Es gibt in etwa 25 bekannte Lavendelarten, wobei im mitteleuropäischen Raum überwiegend der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) kultiviert wird. Dieser ist kälte-robuster als andere Arten seinesgleichen.

Signifikant für den Halbstrauch ist der kompakte kissenförmige Wuchs mit stark verzweigten Trieben, welche aufrecht hinauf ragen. Gräulich-grüne nadelförmige Blätter und violettblaue aromatische Blütenstände, aufgereiht in mehreren Reihen, sind charakteristisch. Der ährenartige Blütenstand nimmt bis zu acht Zentimetern der 60 bis 100 Zentimeter hohen Pflanzen ein. Weitere Lavendelarten blühen unter anderem rosa oder sogar weiß. Von Juni bis August kann man die wunderschönen Blüten des Lavendels betrachten. Beheimatet ist der Lavendel an trockenen warmen Hängen in den Küstenregionen des Mittelmeeres. In unseren Breitengraden finden wir den Lavendel auch, zunehmend als Garten- und Zierpflanzen, vor.

Drei gereihte Bilder von verschiedenen Lavendelarten. Schopf-Lavendel: kurze Pflanze mit dickeren Blättern und dickerer dunkel-violetter Blütenähre.
Lavandin (Hybrid-Lavendel): ein Lavendelmischling, der in dem Bild eine feingliederige hell-violette blühende Blütenähre trägt.
Speik-Lavendel: im Bild wird eine langgezogene violette Blütenähre der Pflanze gezeigt. Die Blütenähre ist sehr kompakt und verläuft schmaler und spitzer zum Ende hin.
Schopf-Lavendel, Lavandin (Hybrid-Lavendel) und Speik-Lavendel (v.l.)

Lavendel wird vielfältig genutzt. Bereits im römischen Reich wurde Lavendel genutzt um aus diesem duftende Bade-Essenzen zu gewinnen. Der Name „Lavendel“ wird daher vom lateinischen Wort lavare abgeleitet, was übersetzt so viel wie „waschen“ heißt. In Deutschland wurde der Lavendel oftmals auch als sogenanntes „Waschkraut“ bezeichnet.

Getrocknete Lavendelblüten auf weißem Untergrund.
Getrocknete Lavendelblüten

Die Verwendung von Lavendel ist vielfältig wie die Pflanze selbst: als Basis für Duftstoffe und ätherische Essenzen, zur Zierde selbst oder Heilpflanze nutzt man Lavendel häufig. Des Weiteren findet man Lavendel mitunter in der Küche als Gewürz wieder, wo nicht nur Soßen und Süßspeisen verfeinert werden, sondern auch Lamm, Fisch und Salate mit Lavendel serviert werden.

Im Haushalt selbst findet man häufig Lavendelsäckchen um in Wandschränken und Kommoden Motten fernzuhalten. Lavendel kann ebenso für Waschmittel verwendet werden. In Ölen, Aroma, Sirup oder wohltuendem Tee kommt der Lavendel ebenso zum Einsatz. Besonders die ätherischen Öle aus Blüten und Blättern wirken beruhigend für den Geist und die Seele.

Ein sich bewegendes Banner mit Lavendelblüten-Grafiken. Schwarze Schrift auf weißem Hintergrund: "Eine Tasse Tee?".
Klicke den Banner für eine Tasse köstlichen Lavendeltee!

Im Tee wirkt der Lavendel entspannend und soll einen tiefen und gesunden Schlaf fördern. Zudem soll der Lavendeltee antibakteriell wirken und so auch entzündungshemmend für Hals- und Rachenentzündungen angewandt werden. Blähungen, Bauchkrämpfe, Verdauungsbeschwerden und Völlegefühl kann der Tee ebenso lindern. Die bekannten Namen „Schwindelkraut“ und „Nervenkräutel“ verweisen ebenso auf die wohltuende und heilende Wirkung. Kopfschmerzen und Nervosität werden noch heute mithilfe der Heilpflanze gelindert. Auch die Wundheilung wird durch Lavendelöle begünstigt. Aufzeichnungen des französischen Militärarztes Jean Valnet während des Indochina-Krieges 1950-1952 belobigen die Begünstigungen der Wundheilung.

Schwarze Schrift auf weißem Hintergrund: "Lavendel kann sehr hilfreich sein... ...so kannst du deinen eigenen Lavendel Zuhause ziehen! Klicken für die Anleitung"
Dazu ist eine Lavendelgrafik zu sehen.
Eine Anleitung zum Ziehen von Stecklingen (PDF anzeigen)

Weiterführende Links

Balsam für Körper und Seele

10 wunderbare Anwendungen für Lavendel

Quellen

Hierl, E. (2019): Lavendel. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/29/lavendel. DAZ.online. Online im Internet [11.07.2021]

Jachomowski, I. (2021): Lavendel – ein mediterraner Blühstrauch. https://www.gartenjournal.net/lavendel-herkunft. Gartenjournal. Online im Internet [11.07.2021]

Sabine (2021): Lavendel vermehren: Vermehrung durch Stecklinge, Aussaat & Teilung. https://www.plantura.garden/leserfragen-2/kraeuter/lavendel-vermehren-vermehrung-durch-stecklinge-aussaat-teilung#Lavendel_ueber_Stecklinge_vermehren. Plantura Magazin. Online im Internet [11.07.2021]

Siemens, F. (2017): Lavendel. https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/lavendel. Mein schöner Garten. Online im Internet [11.07.2021]

Autorin des Beitrags: Roxana Aust

Vorschaubild für das Lavendel-Plakat. Weiße Schrift "Der Allrounder aus der Küstenregion" auf Fotountergrund, welcher frischen Lavendel vor der Blütezeit zeigt.
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Allgemein Artikel Biologie

Abgetaucht

Die Liebe zum Garten ist ein Same, der, einmal gesäet, nie wieder stirbt, sondern weiter und weiter wächst – eine bleibende und immer voller strömende Quelle der Freude.“

Gertrude Jekyll (1907)

AQUASCAPING. Ein Begriff, der für Verwirrung sorgt und zunächst nach einer banalen Zusammensetzung zweier Worte klingt. Nur die Wenigsten haben eine Vorstellung von der Bedeutung und dennoch verbreitet sich diese Technik unter Aquaristiker*innen wie ein heimlicher Trend.

Ein Blick unter die Oberfläche

Doch was soll man sich darunter vorstellen?

Grundsätzlich geht es beim Betreibem von Aquascaping um eine Nachbildung und Darstellung weitläufiger Landschaften, in den Grenzen eines Aquariums. Vergleichbar mit dem akribischen Blick eines oder einer Gärtner*in, werdern die unterschiedlichsten Materialien so angeordnet, bepflanzt und zurechtgeschnitten, dass Gebirge und Wälder entstehen. Dabei wird der eigentliche Zweck des Aquariums entfremdet. Es geht nicht mehr darum, einen geeigneten Lebensraum für die heimischen Fische zu entwerfen, sondern um eine ästhetische und künstlerische Gestaltung des Beckens. Mit dem Blick hinein, soll der*die Betrachter*in abtauchen in die Weiten der Landschaft und Schönheit des Miniaturgartens.

Gestaltung des Beckens

Gearbeitet wird nur mit natürlichen Materialien. Der Bodengrund bildet dabei Aquasoil, Kies oder Sand, welcher durch anhäufen Berge und Täler entstehen lässt. Anschließend fügt man das Hardscape hinzu. Dabei handelt es sich, wie der Name schon sagt, um das feste Materlial zum Nachbilden einer Landschaft. Also passende Gesteine, Wurzeln und Holz, die zu einer neuen Szene zusammengefügt werden. Schlussendlich aber wird der Minigarten durch das Softscape zum Leben erweckt. Passende Wasserpflanzen, die zum gewünschten Bild passen, sollen am Ende den Boden und das Hardscape bewachsen. Dafür setzt man in kleine Abständen die entsprechenden Setzlinge in das Soil und beklebt mit Hilfe von Pflanzenkleber die Steine und Wurzeln.

Komposition aus Hard- und Softscape

Um Jekylls „ströhmende Quelle der Freude“ (1907) auch unter Wasser erleben zu können, wird das Becken im letzten Schritt vorsichtig geflutet und mit der Zeit wachsen die Pflanzen zu dem Kleinen und dennoch großen Bild zusammen.

So gelingt es taletierten Aquaristiker*innen die schottischen Highlands, majetätische Gartenanlagen oder auch die sächsische Schweiz detaillgetreu in ihrem Wohnzimmer einfangen zu können. Für Anfänger*innen lohnt es sich allerdings mit der Darstellung von Waldszenerien und Baumdarstellungen zu beginnen, denn auch hier könnnen wir schon abtauchen und bestaunen.

Links

Grundlagen

Videoanleitung

Inspirationen

Quellen

Knott, O.; Lukhaup, C. (2013). Aquascaping. Aquarienlandschaften gestalten. GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH: München

Knott.O (2012). Aquascaping- Fibel. Modernes Aquariumdesgin leicht gemacht. Dähne Verlag GmbH: Mannheim

Autorin des Beitrags: Madita Röckemann

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Biologie Gesundheit Heilkräuter Urpflanzen

Grüße aus dem Paläozoikum

Als vor über 400 Millionen Jahren die ersten Tiere an Land krochen waren sie schon da: Die Schachtelhalme.

Damals, im Erdzeitalter des Paläozoikums, erreichten sie als baumähnliche Pflanzen Höhen von bis zu 30 Metern und bildeten zusammen mit anderen Urfarnen ganze Wälder. Auch heute sind sie noch auf unserem Planeten zu finden und können sich somit zurecht als lebende Fossilien bezeichnen.   

Grüner Sporenkopf eines Schlammschachtelhalms vor grünem Hintergrund
Grüner Sporenkopf eines Schlammschachtelhalms

Die letzte verbliebende Gattung Equisetum führt uns gedanklich in eine Welt vor unserer Zeit, als Pflanzen noch keine Blüten besaßen. Diese waren in einer Uratmosphäre ohne Wind und Insekten schlicht nutzlos. 

Waldschachtelhalme mit mehrfach verzweigten Ästchen
Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum)

Generell sehen Schachtelhalme anders aus als herkömmliche Pflanzen, denn sie besitzen im Verhältnis zu ihrem knotig gegliederten Spross sehr kleine Blätter. Durch ihr bis zu sechs Meter langes Speicherwurzelsystem sind sie in der Lage längere Kälteperioden zu überdauern, um im Frühjahr frische Triebe aus der Erde sprießen zu lassen. Schachtelhalme können sich sowohl mit Hilfe ihrer Wurzeln, als auch mit Hilfe von Sporen vermehren. Aufgrund ihrer klugen Verbreitungsstrategie sind sie von einigen jedoch als Unkräuter verpönt.  

Grüne Halme des Schlammschachtelhalmes in Detailansicht
Schlammschachtelhalm (Equisetum fluviatile)

Botanisch gesehen ist die Klasse der urzeitlichen Equisetopsida den Farnen zuzuordnen.

Der wohl bekannteste Vertreter der Gattung, der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), ist im Volksmund auch als Zinnkraut oder Katzenwedel bekannt. Das fast in Vergessenheit geratene Kraut eignet sich durch seinen hohen Gehalt an Kieselsäure nicht nur als ökologisches Scheuermittel, sondern gilt auch in der Behandlung von Nieren- und Atemwegserkrankungen als pharmazeutisch bedeutsam. 

Ansicht sechs verschiedener Erscheinungsformen der Schachtelhalme
Schachtelhalme besitzen je nach Art verschiedene Erscheinungsformen

Der Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum) kommt, wie es sein Name schon vermuten lässt, vor allem in Wäldern vor und lässt sich an seinen mehrfach verzweigten Ästchen gut erkennen. Der Schlammschachtelhalm (Equisetum fluviatile) kann in bis zu zwei Meter tiefen Gewässern wachsen und der Winterschachtelhalm (Equisetum hyemale) bleibt den ganzen Winter über grün, ist dafür jedoch unverzweigt. 

Zwergschachtelhalm (Equisetum scirpoides)

Der kleinste Vertreter, der Zwergschachtelhalm (Equisetum scirpoides), wird meist um die fünfzehn Zentimeter hoch und besitzt bunte Farbverläufe in seinen unverzweigten Trieben. Schachtelhalme können, von ihrem spektakulärem Lebenszyklus mal abgesehen, sehr vielfältige Gestalten annehmen. 

Ein Ausflug ins Paläozoikum lohnt sich also immer! 

Wie vermehren sich Schachtelhalme? Hier klicken für die Infografik!
Der Lebenszyklus eines Schachtelhalms
(PDF anzeigen)

Weiterführende Links

Allgemeine Infos zu Schachtelhalmen

Bestimmung von Schachtelhalmen

Steckbrief über Schachtelhalme

Quellen

Bendel, M. / Alsaker, F. (2021): Farne, Schachtelhalme und Bärlappe. Der Naturführer zu den Farnpflanzen Mitteleuropas. Bern: Haupt Verlag.

Campbell, N. A., Heinisch, J. J., & Paululat, A. (2016): Campbell Biologie (10. Aufl.). Hallbergmoos: Pearson Verlag.

Strasburger, E., & Sitte, P. (1991): Lehrbuch der Botanik für Hochschulen (33. Aufl.). Stuttgart [u.a.]: Fischer Verlag.

Autorin des Beitrags: Tina Jung

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Biologie Nutzpflanze Pflanzenwachstum

Entengrütze

Bei der Wasserlinse, umgangssprachlich auch Entengrütze genannt, handelt es sich um eine kleine Pflanze mit vielen Fähigkeiten. Sie wächst schneller als jede andere Blütenpflanze und das sogar auf Schmutz- oder Abwasser. Beim Wachstum der Wasserlinse wird dem Wasser Stickstoff und Phosphat entzogen. Dadurch ist die Wasserlinse ideal, um kostengünstig und umweltschonend Abwasser zu reinigen und dabei noch Energie zu erzeugen. Als Nutzpflanze der Zukunft hat die Wasserlinse das Potenzial, Probleme wie Energieerzeugung in Zeiten des Klimawandels und die umweltfreundlichere Reinigung von Wasser zu verbessern.

Nahaufnahme der Wasserlinsen

Seit einigen Jahren wird immer mehr zum Thema Wasserlinse geforscht. Im Jahr 2011 kam es in Chengdu, China zur ersten internationalen Konferenz zum Thema Wasserlinse. Im Jahr 2022 findet bereits die sechste Konferenz statt. Immer neue Nutzungsmöglichkeiten von Wasserlinsen werden besprochen. So könnten verschiedene Arten von Wasserlinsen als pflanzliches Protein für die menschliche Ernährung Verwendung finden.

Wurzeln der Wasserlinse
Nahaufnahme von Wasserlinsen (Lemna minor)

Wie genau schafft es die Wasserlinse Abwasser zu reinigen? Im Klärwerk wird sie dazu eingesetzt Stickstoff und Phosphat aufzunehmen. Durch das pflanzliche Enzym Nitratreduktase kann der im Wasser gelöste Stickstoff (Nitrat) zu Nitrit reduziert werden. Nitrit ist ein wichtiger Nährstoff durch den Pflanzen Eiweiße aufbauen können und so schneller wachsen. Da das Wasser im Klärwerk einen hohen Nitratanteil hat, vermehren sich die Wasserlinsen schnell und haben so auch das Potenzial mehr Energie zu erzeugen.

Klicke auf das GIF um zu sehen wie Wasserlinsen Stickstoff verarbeiten.

Auch in Deutschland beginnt die Entengrütze abseits von Teichen Fuß zu fassen. In mehreren Klärwerken gibt es bereits Projekte in denen Wasserlinsen zum Reinigen von Abwasser genutzt werden. Die Biomasse, die dabei als Abfallprodukt anfällt, kann in Faultürmen in Biogas verwandet werden. Damit kann mehr Strom erzeugt werden, als durch das Klärwerk verbraucht wird. Das ist entscheidend, denn aus einem Bericht des Umweltbundesamtes (Fricke, 3) geht hervor:

„Kläranlagen benötigen fast 4.400 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Anders ausgedrückt muss nur für die kommunalen Kläranlagen Strom in der Jahresleistung eines modernen Kohlekraftwerks erzeugt werden. Pro Jahr entstehen so rund 3 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid (CO2).“

Klicke auf das Bild um zu sehen, wie mit Wasserlinsen Strom erzeugt werden kann.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie wir die Wasserlinse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nutzen werden. Klar ist, dass in dieser kleinen Pflanze sehr viel Potential steckt.

Quellen

Zhao, H. (2012). Duckweed rising at Chengdu: summary of the 1st International Conference on Duckweed Application and Research, https://link.springer.com/article/10.1007/s11103-012-9889-y (Stand: 12.7.21)

Otto, E. (2014). Entengrütze – eine Nutzpflanze der Zukunft? Ein unscheinbares Wasserunkraut macht Karriere, https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/entengruetze-eine-nutzpflanze-der-zukunft-ein-unscheinb-10187 (Stand: 12.7.21)

Powerstep website. http://www.powerstep.eu (Stand: 12.7.21)

Fricke, K. (2009). Energieeffizenz kommunaler Kläranlagen. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3855.pdf (Stand: 12.7.21)

Autorin: Estelle Dominé

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Biologie Blüte Blütenfarben Fortpflanzung Pflanzenfarben

Foodporn für Insekten

Die schier grenzenlose Vielfalt der Farben, Formen, Düfte, Muster und Merkmale von Blüten begeistert den homo sapiens seit jeher. Jeden lang ersehnten Frühling kann man auch in unseren Breitengraden wunderschöne Blütenexplosionen bestaunen. Warum aber sehen alle Blüten eigentlich so unterschiedlich aus?

Das Phänomen der Blütenpluralität erfüllt wie alles auf diesem grandiosen Planeten einen ganz besonderen Zweck:
Jede Blüte ist in ihrem Festtagskleid nicht nur ideal an das eigene Habitat angepasst, sondern lockt gleichzeitig mit Form, Farbe und Duft ganz bestimmte Bestäuber an.
Falls du nicht weißt, wie Bestäubung grundsätzlich funktioniert, findest du hier einen Link zu einer einfachen Erklärung.
Neben Bienen als allseits bekannte Bestäuber, gibt es noch zahlreiche andere Lebewesen, die an der Verbreitung des Blütenpollens beteiligt sind. Dies können Tag- und Nachtfalter (z.B. Schmetterlinge), Käfer, Fliegen, Vögel und Eidechsen und sogar Säugetiere wie Fledermäuse sein.
Bestäubung durch Tiere (=Zoophilie) ist evolutionär gesehen ein recht „neues“ System. Alte Pflanzenarten vermittelten ihren Pollen noch durch den Wind (= Anemogamie, z.B. Löwenzahn) oder das Wasser (= Hydrogamie, z.B. Nixenkraut).
Ein unökonomisches Prinzip, denn hier muss
a) sehr viel Pollen produziert werden,
b) geht viel von dem teuer hergestellten Pollen im Wind oder Wasser verloren und
c) kann jedes Lebewesen den schmack- und nahrhaften Pollen einfach von der Mutterpflanze abknabbern.
Deshalb entwickelte sich vor ungefähr 145 Millionen Jahren durch natürliche Selektion ein geniales Erfolgskonzept heraus: die Blüte. 

Zentral im Bild eine Seidenbiene auf einer blauen Kornblume
(vermutlich) Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius) auf
Kornblume (Centaurea cyanus)

Die Bestäubung erfolgt hier nicht mehr zufällig, sondern gerichtet und somit effizienter: eine Tierart mit speziellen Mundwerkzeugen sammelt den Pollen und transportiert ihn anschließend zur nächsten Pflanze. Durch weitere natürliche Selektion bzw. #adaptive Radiation entwickelten sich diverse Farben, Formen und Düfte heraus, die ideal an die Vorlieben der Zielgruppe angepasst sind.

Eine Langhornbiene auf einer Wiesenkleeblüte
Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) auf Wiesenklee (Trifolium pratense)

Jeder Insektengruppe wird also ein ganz persönlicher Food-Porn präsentiert, um so viele Bestäuber wie möglich anzulocken.
So zum Beispiel Tagfalterblüten: Sie strahlen in gelb, weiß, rot oder blau (diese Farben können Tagfalter/Schmetterlinge mit ihren Augen erkennen), duften auffallend süßlich- parfümartig und haben ihren Nektar in röhrenförmigen Blüten versteckt: hier kann nur ein Insekt mit langem Rüssel den süßen Schatz erreichen. So hat der Tagfalter seine ganz persönliche Blüte die sich nur für diesen herrlich herausgeputzt hat.
Im Laufe der Evolution entwickelten sich verschiedene “Bestäubungssyndrome” heraus. Diese beschreiben Gruppierungen von Eigenschaften einer Blüte, die Hinweise auf die jeweiligen Bestäuber geben.

ein rot schwarzer Weichkäfer hangelt sich zwischen zwei Halmen Rispengras
rot schwarzer Weichkäfer (Cantharis rustica) auf Rispengras (Poa annua)

Banner zur Animation
Klick hier und lass Dich überraschen!

Diese Infografik zeigt dir zwei Insekten und deren bevorzugte Blüten:

Klicke auf das Banner!

Diese PDF-Datei enthält eine ausführlichere Auflistung der bisher erforschten Bestäubungssyndrome. 

weiterführende Links:

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Quellen:

  • Peter Leins, Claudia Erbar: Blüte und Frucht. Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion, Ökologie. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2000
  • Joey Lukas: Psychophilie und Sphingophilie. Anpassung von Blüten an die Bestäubung durch Schmetterlinge. Grin, 28. März 2018

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Autorin: Anthea Pfeiffer

Beitragsplakat mit Überschrift Foodporn für Insekten und QR Code zum Scannen zur Beitragsseite
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Allgemein Biologie Heilpflanze Nutzpflanze

Der gemeine Efeu

Der Gemeine Efeu oder auch Gewöhnliche Efeu (Hedera Helix) ist eine Pflanzenart der Gattung Efeu (Hedera) und verwandt mit den Areliengewächsen (Araliaceae). Der Efeu gilt als einzige einheimische Kletterpflanze in Mitteleuropa.

Widerstandsfähig und resilient gegen Hitze und Kälte erklimmt er im raschen Tempo fast jede Hausfassade, wenn man ihn nicht durch regelmäßiges Schneiden bändigen würde. Bis zu 20 m Höhe kann er in seinem langen Leben (bis zu 500 Jahre) erreichen.

Der Efeu kann auch schon ziemlich gemein sein, denn bei Altbauten sprengt er in so manchen rissigen Hauswänden mit seinem Dickenwachstum den Putz zum großen Ärgernis der Hausbesitzer. Dann wird’s ziemlich gemein.

Er kann allerdings auch anders. Robuste Fassaden können sogar von ihm profitieren. Dann zeigt er sich von seiner netten Seite, denn die dichte Blätterpracht kann den Putz vor Witterungs- und Temperatureinflüssen schützen und einen Lebensraum für etliche Insekten und Vogelarten bieten.

Der Efeu erklimmt in seiner ganzen Pracht eine Hausfassade

Der holzige Stengel des Efeus hält sich mithilfe von Haftwurzeln fest, die an der dem Licht abgekehrten Seite entspringen. Bemerkenswert ist die Heterophyllie in seiner Erscheinungsform. Blätter die auf einer festen Unterlage stehen, sind normalerweise drei-und fünfeckig. Die blühenden männlichen Zweige, die frei von der Unterlage abstehen, nehmen hingegen die Form von Birnbaumblättern an. Die Dolden unscheinbarer, gelbgrüner Blüten erscheinen sehr spät im Jahr. Ihr fauliger, unangenehmer Geruch lockt Aasfliegen und andere Insekten an, die für die Bestäubung zuständig sind und von dem fleischigen Polster unterhalb des Griffels abgeschiedenen Honig naschen. Mithilfe zahlreicher kleinster Luftwurzeln auf der Schattenseite der Ranken erklettert der Efeu höchste Fassaden.

Die giftigen Inhaltsstoffe des Efeus sind zum Verzehr nicht geeignet. Allerdings finden die saponinhaltigen Blätter im medizinischen Bereich ihre Verwendung zur Behandlung von Atemwegserkrankungen z.B. in Hustensaft. Andere Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Kaffeesäure und ätherische Öle können in Salben oder Ölen gegen Cellulite wirken.

Zuletzt erlangte der Efeu auch immer mehr Bekanntheit als Nutzpflanze durch seinen hohen Saponingehalt (ca. 2,5-6%). Saponine bilden nicht nur einen natürlichen Pflanzenschutz gegen Bakterien-und Pilzbefall, sondern haben auch seifenähnliche Eigenschaften, ähnlich wie bei den synthetisch hergestellten Tensiden, die in herkömmlichen Waschmitteln vorkommen. Sie machen die Fett- und Schmutzpartikel, die an der Wäsche haften, löslich. Somit stellt der Efeu eine ökologische, regionale Alternative zu den herkömmlichen Waschmitteln dar. Der immergrüne Efeu ist über das ganze Jahr aufzufinden.

Selbst hergstelltes Waschmittel aus Efeu-Blättern

Vorsicht! Es kann beim Hantieren mit frischen Efeu-Blättern zu Hautirritationen bei empfindlichen Personen führen.

Der saponinhaltige Efeu (PDF anzeigen)

Links

Der Efeu Allgemein

Anwendung der Efeu-Blätter

Efeu in der pharmazeutischen Biologie

Efeu als Waschmittel

Quellen

Autorin des Beitrags: Ricarda Ostermann

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Allgemein Artikel Bäume Biologie Leipzig

Grün in Grau

Die wachsende Bevölkerung in Großstädten wie Leipzig benötigt Wohnraum, welcher zum Teil auf Kosten von Grünflächen und Land geschaffen wird. Die Urbanisierung führt zu meist eintönigen, tristen Stadtbildern mit schlechter Luft. Umso wichtiger ist die Begrünung der Städte.

Denn Stadtbäume führen nicht nur allgemein zu einer besseren Luftqualität (durch Sauerstoffproduktion und CO2-Bindung), sie erhöhen auch die Luftfeuchtigkeit und absorbieren Strahlung. Darüber hinaus dienen sie in den Städten als Windschutz, Lärmschutz und entlasten, vor allem bei Starkregen, durch temporäre Wasserspeicherung die Kanalisationssysteme.

Dieser Artikel beschäftigt sich exemplarisch mit der Platane als Stadtpflanze, die sowohl in Leipzig (Leipzigs gepflanzte Bäume bestehen zu 9% aus Platanen) als auch deutschlandweit (Platanen machen 6% der Stadtpflanzen in ganz Deutschland aus) zu den vierthäufigsten Stadtpflanzen zählt.

Dies sind die vier häufigsten Stadtpflanzen in Leipzig…

Die Ahornblättrige Platane, auch Platanus x hybrida genannt, kommt ursprünglich aus England. Die hybride Art ist eine um 1650 entstandene Kreuzung aus Platanus occidentalis und Platanus orientalis. Die Platane wird 20 bis 30 (höchstens 40) Meter hoch und kann bis zu 300 Jahre alt werden. Es handelt sich um einen winterharten, sommergrünen Laubbaum.

Hier ist die Vorderseite eines dreilappigen Platanenblattes zu sehen

Die bis zu 25 cm großen Blätter der Platane sind drei- bis siebenlappig. Der zackige Aufbau des Blattes erinnert an den Aufbau eines Ahornblatts, was wohl ausschlaggebend für den deutschen Namen gewesen sein könnte.

Dies ist das typische Baummuster der Platane

Charakteristisch für die Platane ist die Struktur am Baumstamm: Die Borke der Platane blättert wachstumsbedingt schuppig ab, wobei sich oft ein buntes Muster zwischen alter (grau-braun) und neuer (gelblich grau) Borke ergibt.

Die Sammelnussfrucht entwickelt sich aus den roten, weiblichen Blütenständen. Die Nussfrüchte sind zylindrisch geformt und enthalten den Samen. 

Im Frühjahr zerfallen die Sammelnussfrüchte in etwa 3cm breite einzelne Samen, die über Wind, Wasser und Vögel verbreitet werden. Diese Samen bestehen aus dem Nüsschen, einem basal liegenden Haarbüschel und einem Griffelrest.

Einzelne Nussfrüchte mit Haarbüscheln

Doch warum ist gerade die Platane ein beliebter Baum für die Stadt? Stadtpflanzen sind vielen Umweltbelastungen ausgesetzt. Dazu zählen eine trockene Luft, die in der Stadt voller Abgase und im Durchschnitt 3-5 Grad wärmer ist. Die nährstoffarmen Böden sind belastet von Hundeurin und Streusalz im Winter. Zudem bieten die versiegelten Böden kaum Wachstumsmöglichkeiten für komplexe Wurzelsysteme, was zu einer Wasserknappheit im Boden führt. Daher erreichen Bäume an Straßen oft nur ein Drittel ihrer Lebenszeit.

Die Platane ist in ihren Ansprüchen sehr gering. Sie toleriert leicht saure (meist in der Stadt) bis leicht alkalische Böden bei sandigen bis lehmigen Bodenarten. Damit kann sie an vielen Standorten in der Stadt stehen, deren Böden oft lehmig bis sandig sind und oft mit Kies oder Schotter verschmutzt sind.
Platanus x hybrida kann an mäßig trockenen Standorten stehen, kann aber auch feuchte Böden ertragen. Zudem ist der Baum nicht frostempfindlich, also winterhart. Somit ist sie gut auf das Klima in Deutschland angepasst.  Zudem erträgt die Pflanze die schadstoffreiche Luft sehr gut und spendet mit ihren großen Blättern viel Schatten. Damit gilt sie als stadtklimafest.

Es gibt allerdings auch negative Seiten der Ahornblättrigen Platanen. Denn neben der hohen Toleranz gegenüber der Stadtluft, den Schadstoffen und der Nährstoffarmut, haben Platanen auch Nachteile als Stadtpflanzen.
So sorgt die Herzwurzel der Platane manchmal für Wurzelerhebungen, die Gehwege beschädigen können. Ebenso verursachen die abfallenden Borkenschichten und die lang haftenden, schlecht verrottenden Laubblätter vermehrten Aufwand zum Säubern.
Es können außerdem Reizungen der Atemwege durch die Härchen der Sammelnussfrüchte entstehen (Platanenhusten).
Die Ahornblättrige Platane wird zudem in den letzten Jahren immer häufiger von Schadorganismen, vor allem Pilzen (Massaria) befallen. Dabei sterben Äste der Bäume ab und können unter Umständen dadurch Autos oder Passanten treffen. Daher wird die Platane in der Straßenbaumliste der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz e.V. als „Verwendbar mit Einschränkungen“ für die Stadt eingestuft.

Mit einem Klick auf dieses Banner findet ihr noch ganz andere Seiten der Platane…
Nachteile der Platane als Stadtpflanze

Text und Bilder: Noreen Sell

Um das Plakat in voller Größe zu sehen, einfach draufklicken.
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Allgemein Bäume Biologie Ökosystem Pflanzenschädlinge Wald

Die Fichte stirbt.

Signet

Fichte und Buchdrucker, eine gestörte Beziehung

Das Elbsandsteingebirge war immer meine zweite Heimat. Schon als kleines Kind stapfte ich durch die dunklen Fichtenwälder und bestieg meine ersten Klettergipfel. Doch seit den Tagen meiner Kindheit hat sich Vieles verändert. Der einst tiefgrüne Wald ist kahl und trocken. Überall mahnen kahle Flächen und tote Bäume. Was ist passiert und wer ist daran Schuld?

Borkenkäfer
»Gestatten, Ips typographus, der Buchdrucker.«

Ist es ein Borkenkäfer mit dem, ach so schönem, Namen Buchdrucker?
Nein, Schuld trägt wie so oft Einer… Nämlich wir, die Menschen.

Warum das so ist, will ich noch begründen, aber erstmal möchte ich euch von Fichten und Käfern erzählen. Der Buchdrucker, Ips typographus, ist ein Borkenkäfer, der nur Fichten befällt. Der Baum dient dem Käfer als Brutraum und Nahrung. Der Buchdrucker ist ein Parasit und die Fichte sein Wirt.

Infografik A4 Vorschau
Um dir den Lebenszyklus des Borkenkäfer genauer anzusehen, klicke auf dieses BIld.

Eine gesunde Fichte kann sich gegen einige Buchdrucker gut selbst verteidigen. Das Harz tötet die Käfer und die Larven in ihren Gängen, wenn der Baum verletzt ist. Das Harz ist fast so wie unser Immunsystem.

Scrollgrafik Vorschau
Wie genau der Wassertransport in der Fichte funktioniert und wie der
Buchdrucker ihn stört, erfährst du, wenn du dieses Bild anklickst.

Doch sind unsere Fichtenwälder nicht gesund und daran tragen wir Menschen aus zweierlei Gründen die Schuld:

1. Monokulturen
»Wir lieben Fichten.« Fichtenholz ist super zum Bauen geeignet. Die Bäume wachsen schnell, hoch und gerade. Darum haben wir intensiv Fichtenwälder kultiviert. Fast alle Fichten in Deutschland sind durch den Menschen gepflanzt. Fichten wachsen eigentlich nur in kälteren Regionen, wie im Hochgebirge und den nördlicheren Breiten-graden. Diese Monokulturen sind im wahrsten Sinne des Wortes »ein gefundenes Fressen« für die Buchdrucker und ermöglichen so das massive Wachstum der Käferpopulation.

Gefällte Fichten, gestapelt zu einem so genannter »Polter«

2. Klimawandel
Die Sommer sind trocken und die Winter sind mild. Das freut die Käfer, denn die können überwintern ohne zu erfrieren. Die Fichte aber leidet, denn sie ist durch die Trockenheit geschwächt und kann nicht genug Harz produzieren, um die Käfer zu bekämpfen.

Fraßbild
Das typische Fraßbild des Buchdrucker. Das Weiße sind verpuppte Larven in ihren »Puppenstuben«. Sobald sich die entpuppten Käfer aus der Borke fressen, werden diese Fraßbilder komplett zerstört. Meist führt dies auch zum Abfall der Borke.

Das natürliche Gleichgewicht ist gekippt und das Öko-system ist gestört, darum verändert es sich gravierend. Auch wenn das Fichtensterben wie eine apokaltyptische Katastrophe aussieht, so ist es doch nur eine Veränderung. Denn da wo ein Leben endet, beginnt ein Neues. Es folgt…

Folgewald

… der Folgewald! Jetzt ist der dunkle Fichtenwald weg und zurück bleibt trockenes aber sonniges Land.
Der Wind bringt neues Leben in der Form von Samen. Pionierbäume, wie Birken, Ahorn, Kiefern und Ebereschen, erobern die Flächen und bilden in wenigen Jahren einen jungen niedrigen Wald. Im Schutze dessen wachsen Buchen und Eichen, die langfristig alle anderen Bäume überschatten und das Waldbild dominieren werden. Ein Mischwald ist gewachsen und ein natürliches Gleichgewicht stellt sich wieder ein.

Doch ist das neue Gleichgewicht jung und fragil. Darum ist es unsere Verantwortung dieses zarte Gleichgewicht zu schützen, denn wir sind auch seine größte Bedrohung.

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Impressum

Text und Bilder: Andres Geißler

Quellen:

https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/nadel/fva_fichte_baum_jahres_2017/index_DE

https://www.waldkulturerbe.de/den-wald-erleben/publikationen/unsere-waldbaeume/die-fichte/

https://www.forstpraxis.de/kleines-einmaleins-des-borkenkaefers/

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Allgemein Biologie Hermetologie Ökosystem Zimmerpflanze

Ökosysteme auf der Fensterbank

Hermetosphären | Ökosysteme auf der Fensterbank

Hermetosphären sind fast gänzlich unabhängige, sich selbst erhaltende Ökosysteme in verschlossenen Gefäßen, in denen Pflanzen im Gleichgewicht Jahrzehnte überdauern können. In diesem geschlossenen System finden Sauer-, Kohlen- und Stickstoffkreisläufe statt, welche lediglich durch das Licht und die Temperatur von außen beeinflusst werden. Kreisläufe, welche ebenso in der Biosphäre unserer Erde stattfinden und hervorragend auf unserer Fensterbank funktionieren. Mit einfachen Mitteln kann man aus heimischen Pflanzen einen Wald im Glas oder andere ungewöhnliche Pflanzenhaltungen für die Fensterbank kreieren.

Ich habe mich mit Auswahl der Pflanzen und Materialien für möglichst langlebige Hermetosphären beschäftigt und selbst drei unterschiedliche Hermetosphären angelegt.

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Zu sehen sind drei illustierte, nebeneinder stehende Hermetosphären, die mit verschiendenen Pflanzen und Dekorationen gefüllt sind. Das Bild fürt als Link zu einer Grafik, die diese Hermetosphären bildlich genauer beschreibt.

Eine Hermetosphäre kann ohne Eingriff von außen mehrere Jahrzehnte überleben. Um dies zu erreichen, müssen wichtige Faktoren beachtet werden, welche ich anhand der Empfehlungen des Diplombiologen und Botanikers Ulf Soltau zusammengefasst habe.

Ein passendes Gefäß
Die Grundlage für eine Hermetosphäre ist ein luftdicht verschließbares Gefäß aus Glas oder Kunststoff. Das Gefäß sollte jedoch durchsichtig und ungefärbt sein, da farbige Materialien die für die Pflanzen essenzielle Lichtbestandteile herausfiltern.

Zu sehen ist der Untere Teil einer kleinen Hermetosphäre, die auf einem Korkuntersetzer steht. In der Flasche haben sich Wurzeln einer Gras-ähnlichen Pflanze gebildet.
Wurzelbildung der »Elocharis acicularis«

Nährstoffarmes Substrat
Um eine möglichst hohe Langlebigkeit zu gewährleisten, ist nährstoffarmes Substrat unentbehrlich. Normale Blumenerde mit vielen Nährstoffen und zusätzlichem Nitrat führt zu üppigem Wachstum, wordurch die Pflanzen schnell über ihren Platz hinauswachsen. Ebenso wichtig ist der geringe Kalkgehalt und der richtige pH-Wert, wodurch es schnell zur Übersäuerung des Bodens kommen kann. Zu empfehlen ist daher anorganisches Substrat wie kleinkörniger Blähton oder Lavagranulat. Diese sind luftdurchlässig und formstabil, beginnen sich also mit der Zeit nicht zu verdichten und verhindern Wurzelfäule.

Zu sehen ist der Blick durch den Flaschenhals in eine Hermetosphäre. Man sieht eine fleischfressende Pflanze und Quarzsteine von oben.
Fleischfressende Pflanze »Drosera capensis« (Sonnentau)

Tropische Pflanzen
In einer Hermetosphäre herrscht eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100%, weshalb sich tropische Pflanzen für so ein extremes feucht-warmes Klima besser eignen als Pflanzen aus trockeneren oder heimischen Klimazonen. Zu den geeigneten tropischen Pflanzen zählen vor allem Farne, Moose und kleine Orchideen. Sukkulenten und Kakteen sind für geschlossene Hermetosphären ungeeignet, können allerdings in offenen Flaschengärten eingesetzt werden.
Welche Pflanzen am besten für die Hermetosphäre geeignet sind, hat der Biologe Ulf Soltau in einer Liste erprobter Pflanzenarten zusammengefasst.

Optional: Dekoration und Bewohner
Optional sind Dekorationen wie Holz, Stein oder Kunststoff. Ebenso wichtig wie beim Substrat ist hierbei die Nährstoffneutralität, daher sind kalkhaltige Steine, rostendes Metall oder andere chemiehaltige Materialien ungeeignet. Verwendet werden können zum Beispiel kalkarme Lava- bzw. Bimssteine, sowie Basalt und Quarz. Dekoration aus Holz, sind oft moderanfällig und sollten aus Hartholz oder Wurzeln aus dem Aquaristikbedarf bestehen.
Ebenso optional aber hilfreich sind kleine Lebewesen, welche die Nährstoffzersetzung fördern und damit den Bakterien und Mikroorganismen zuarbeiten. Hierfür bewehrt haben sich tropische Springschwänze und weiße Asseln. Ein großer und nützlicher Vorteil dieser Tiere ist, dass sie sich nicht nur von abgestorbenen Pflanzenresten, sondern auch von Schimmelpilzen ernähren.

Zu sehen ist ein Close-Up einer Hermetosphäre. In dieser befinden sich zwischen Steinen und Wurzeln kleine weiße Insekten mit Fühlern.
»Collembola« (tropische Springschwänze)

Essenziell: Wasser und Licht
Das Wasser ist eines der wichtigsten Bestandteile eines funktionierenden Ökosystems. Es darf weder zu viel, noch zu wenig vorhanden sein. Das heißt, das Substrat muss gut angfeuchtet sein, es darf sich jedoch keinesfalls Wasser am Gefäßboden niedersetzen. Verwendet werden sollte möglichst kalkarmes, zimmerwarmes Regenwasser, da Leitungswasser in der Regel einen zu hohen Kalkgehalt hat.
Die einzige von außen beinflussende Komponente in dem fast autarken Ökosystem ist das Licht, damit die für die Photosynthese notwendigen Stoffwechselprozesse in Gang gebracht werden können. Es ist wichtig die Hermetossphäre an einem möglichst hellen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung aufzustellen, da die Temperatur sonst schnell auf über 40 Grad ansteigen kann.
Künstliches Vollspektrumlicht kann das Tageslicht durchaus ersetzen, da es alle für die Photosynthese benötigten Wellenlängen enthält.

Was passiert in der Hermetosphäre?

Für mehr Informationen zu den in der Hermetosphäre ablaufenden Prozesse, klicke auf das unten liegende Bild und lade die Infografik als PDF herunter.

Zu sehen ist eine einfache illustierte Hermetosphäre, neben der sich rechts und links kreisförmige Pfeile befinden. Darüber steht "Die Stoffkreisläufe". Die Verlinkung führt zu einer Infografik, welche die Stoffkreisläufe genauer beschreibt.

QUELLEN

https://ulfsoltau.wordpress.com/
https://www.keinsteins-kiste.ch/hermetosphaeren-eine-welt-im-glas-stoffkreislaeufe-im-wohnzimmer/

Autorin: Maren Valentina Gärtner

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