Stern
235 × 235 × 70 mm
Karton, Papier, Acrylfarbe
Über Luthers reformistische Bestrebungen hinaus gab es eine Vielzahl von Geschehnissen, Entwicklungen und Reformationsbewegungen. Ein weiterer Reformator und Theologe, zwischen 1506 und 1512 an der Universität Leipzig immatrikuliert, war Thomas Müntzer.
Er war zunächst Luther-Anhänger, grenzte sich bald jedoch von dessen Lehren ab. Müntzer vertrat die Position, dass jeder Mensch auch ohne die Vermittlung durch die Kirche und ungeachtet seines Standes sein Seelenheil und Gott finden könne. Weiterhin besagten Luthers Schriften, dass kein Christenmensch einem anderen untertan sei und die Bibel, dass Gott genug für alle zum Leben geschaffen hatte. Daraufhin begann die Bauernschaft die Notwendigkeit eines großen Teils der Kirche und die Obrigkeit von Klerus und Adel infrage zu stellen. Sie erkannten, dass ihre elende Lage weder rechtmäßig, noch ‚gottgewollt’ war und erhoben sich.
Der Deutsche Bauernkrieg, eine Reihe von organisierten Bauernaufständen zwischen 1524 und 1526, wurde niedergeschlagen. Während Luther sich auf die Seite der Fürsten stellte, unterstützte Thomas Müntzer die Aufstände des ‚gemeinen Mannes’. Er trat sein Leben lang für soziale Kämpfe ein und wurde für seine Bestrebungen, im Zuge des Bauernkrieges, 1525 gefangengenommen, gefoltert und getötet.
Müntzers Forderungen waren die »Gemeinschaft aller Güter, die gleiche Verpflichtung aller zur Arbeit und die Abschaffung aller Obrigkeit« [1]—‚Omnia sunt communia’ [1] sollen einige seiner letzten Worte unter Folter gewesen sein, als er erklärte, welches seine Ziele und die seiner Anhänger gewesen seien. Diese Vorstellungen einer neuen Gesellschaftsordnung, eines frühen Kommunismus, entstehen in einer Zeit der immer größeren Ausbeutung der Bauern: Durch die Enteignung und gewaltsame Vertreibung der Bauern von ihrem Land und der Plünderung der Allmende (gemeinschaftliche, landwirtschaftliche Nutzfläche) durch Adel und Großgrundbesitzer im 16. Jahrhundert, stürzte die Mehrheit der Bevölkerung in tiefste Existenznöte. Den Menschen blieb nur noch sich als Arbeiter bei Großbauern und Fabrikbesitzern zu verdingen. Die Zeit der industriellen und kapitalistischen Produktionsweise war angebrochen und währt bis heute.
In Anlehnung an den roten Kommunistenstern, steht auch dieser ‚Stern’ symbolisch als ein Wegweiser in eine gerechtere, klassenlose Gesellschaft. Er steht daher nicht etwa für den Sowjetstern oder für andere Unterdrückungsstaaten, die sich das Symbol des roten Sternes zu eigen machten. Vielmehr soll er daran erinnern, was in der Auseinandersetzung mit der Geschichte häufig in den Hintergrund rückt: die sozialen Kämpfe der Menschen zu allen Zeiten und ihre Bestrebungen zur Veränderung bestehender gesellschaftlicher Verhältnisse zu gerechteren Lebensbedingungen für alle.
Dem Andenken des Bauernkrieges und Müntzers Wirken widmete die DDR das Bauernkriegspanorama. Das vom Leipziger Kunstprofessor und Maler Werner Tübke zwischen 1979 und 1981 nach eigener Konzeption realisierte Monumentalbild kann im Panorama Museum auf dem geschichtsträchtigen Schlachtenberg bei Bad Frankenhausen am Fuße des Kyffhäusergebirges besichtigt werden.
Links
http://www.thomas-muentzer.de/person.htm
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bauernkrieg
https://www.historicum.net/themen/bauernkrieg/einfuehrung/
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_protestantische_Ethik_und_der_Geist_des_Kapitalismus
https://www.freitag.de/autoren/seifert/thomas-muentzer-ein-revolutionaerer-mystiker
http://www.panorama-museum.de/de/der-entwendete-auftrag-139.html
Zuletzt eingesehen am 14.06.2016
Literatur
Marx, Karl, Das Kapital, Kritik der Politischen Ökonomie, Erster Band, in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke Band 23, Hrg.: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin, DDR, nach der vierten von Friedrich Engels durchgesehenen und herausgegebenen Auflage, Hamburg 1890, S. 741-791
Bilderquellen
http://www.suche-briefmarken.de/marken/ddr/ddr89063.html
Zuletzt eingesehen am 14.06.2016
Foto Nele Sander
Autorin
Nele Sander