Bombe

bombe

Bombe

190 × 120 × 120 mm
Papier, Styropor, Acrylfarbe

Bam, Bam, Bam hört man die Schläge an der großen hölzernen Pforte der Schlosskirche zu Wittenberg. Es ist der Morgen des 31. Oktober 1517 am dem, der Legende nach Martin Luther seine 95 Thesen an das Kirchentor nagelte. Der studierte Theologe ist unzufrieden, unzufrieden mit der vorherrschenden Moral der christlichen Kirche. Diese predigt von den Qualen der ewigen Hölle nach dem Tod, sollte der Mensch nicht fromm gewesen sein. Schon kleinste Sünden würden einen nach dem Tode in die ewige Verdammnis schicken. Dies schürt die Ängste des einfachen, frommen Volkes. Jedoch gibt es eine Möglichkeit seine menschliche Seele von jeder Schuld rein zu waschen: In dem man einen Ablass leistet, also der Kirche Geld oder Gegenstände von Wert zukommen lässt, tilgt man seine Schuld vor Gott und der Kirche und kann auf das göttliche Himmelreich nach dem Tod hoffen. Die Kirche wird hierbei immer reicher und reicher durch die Gottesfurcht der einfachen Bürger. Dieses schmutzige Geschäft mit der Angst kritisiert Martin Luther scharf. Die 95 Thesen an der Kirchenpforte wenden sich gegen die vorherrschenden Missstände des Ablasshandels.
Der neu erfundene Buchdruck macht es möglich die Nachricht schnell in jeden Winkel des Landes und über seine Grenzen hinaus zu verbreiten. Flugblätter und Karikaturen flattern durch die Straßen der Städte. Luthers Gedanken verbreiten sich in Windeseile in ganz Deutschland und schlagen ein wie eine Bombe. Bam! Seine Gedanken finden Zuspruch. Die Kirche bekommt Risse durch diese Explosion des schriftlichen Zündstoff, der an die Wittenberger Schlosskirche genagelt wird. Die sich verbreitenden Überzeugungen Luther sogar schnell auch sozialen Sprengstoff in der deutschen Bevölkerung. Es gibt Unruhen, besonders im einfachen, bäuerlichen Volk kommt es zu Gewalt. Die armen Bauern sind das Zündfass das nun in die Luft geht. Die feudale Oberschicht fordert Abgaben von ihnen, die sie nicht mehr tragen wollen. So kommt es zum Bauernaufstand. Die Bauern, besonders in Süddeutschland begehren also bald nicht nur gegen die Kirche und ihren Ablasshandel auf, sondern auch gegen die Fesseln der Leibeigenschaft ihrer adeligen Landesherren. Luther verabscheut die Gewalt gegen die Herrscher und ermutigt sie die bäuerlichen Widerstände mit Waffen niederzuschlagen. Gegen die vorherrschenden Gewalt entsteht also nur noch mehr Gewalt, um diese einzudämmen. Wie eine Explosion reißen die Ereignisse die Schichten der Gesellschaft noch weiter auseinander.

Luthers Thesen und die daraus resultierende Reformation bringt die alte Ordnung durcheinander, sprengt imaginäre Ketten wie eine gewaltige Explosion. Theologen, Geistliche, Adlige und das einfache Volk diskutieren die Gedanken und Überzeugungen des neuen Reformers. Die alte Weltanschauung einiger wird völlig in Schutt und Asche gelegt. Aus dieser Asche kann eine neue Kirche, mit einer neuen Auffassung von Gott und dessen Willen entstehen.
Allerdings führt sie auch zu physischer Gewalt und verwüstet das Land. Die Bombe symbolisiert den enormen Zündstoff den Luthers Ideen mit sich bringen, in mehrerlei Hinsicht. Nicht nur die Überzeugungen an sich, sondern auch der aufkommende Zeitgeist von Veränderung bewegt die Massen und nährt ihren Wunsch nach Veränderung. Und so hallen die Hammerschläge im späten Oktober 1517 wie Explosionen über den Wittenberger Marktplatz. Bam, Bam, Bam!

Litertur

Fotos Clemens Eisenrauch

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Autor
Clemens Eisenrauch


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