Kupferstich – Garnitur
230 × 100 × 230 mm
Papier, Polystyrol, Acrylfarbe
Stichel, Stechkissen und Kupferplatte – dies sind die Materialien, welche für den Kupferstich benötigt werden, der im Zuge der Reformation aufkam und das wichtigste Medium zur Reproduktionsgraphik darstellte.
Der Stichel gräbt sich mit einem leisen Kratzen in die rötlich schimmernde Kupferplatte ein.
Durch zarten Druck des Handballens auf das Heft des Stichels schneidet dieser Stück für Stück, Millimeter für Millimeter einen Span aus der Platte.
Feine Rundungen, Schwell- und Punktlinien, sowie zarteste Schraffuren werden in tage-, ja oftmals wochenlanger, konzentrierter Arbeit der Kupferplatte abgewonnen, indem sie auf einem sandgefüllten Lederkissen gedreht wird. Linie für Linie. Punkt für Punkt. Dieser zeit- und arbeitsintensive Vorgang bildete jahrhundertelang die Grundlage für die Reproduktion von Gemälden und für die Produktion von Illustrationen – der Kupferstich.
Der Stich verdrängte im Zuge der Reformation nach und nach den Holzschnitt. Dabei bietet er gegenüber dem Holzschnitt erhebliche Vorteile: die harten, durch einen langwierigen Hämmer- oder Walzvorgang hergestellten Kupferplatten erlauben eine hohe Auflage. Bis zu 700 sehr gute und weitere hundert gute Abzüge sind möglich.
Weiterhin lassen sich mit dem Kupferstich feinste Grauabstufungen erzielen, indem Stärke und Nähe der Linien zueinander variiert werden. Auch können an– und abschwellende Linien gestochen werden, die der Graphik eine Plastizität verleihen.
Erfunden wurde der Kupferstich, welcher ein Tiefdruckverfahren darstellt, vermutlich von Rüstungs– und Goldgraveuren, welche zur Kontrastierung ihrer Gravuren, beispielsweise auf Rüstungen, eine kohlehaltige Mischung in die Linien rieben. Wurde nun Druck auf die Metallplatten ausgeübt, so löste sich die Farbe aus den Linien und wurde auf die Unterlage übertragen. Linie für Linie. Punkt für Punkt.
Literatur
Birkhofer, Gerhard: Tiefdruck, Christophorus Verlag, 2007
Maaz, Bernhard: Das Kupferstich-Kabinett Dresden, Deutscher Kunstverlag, 2013
Staatliche Kunstsammlung Dresden: Ars Nova – Frühe Kupferstiche aus Italien, Imhof, Petersberg, 2013
https://de.wikipedia.org/wiki/Kupferstich
http://wp.radiertechniken.de/trockene-techniken/der-kupferstich/
Fotos Christian Simoneit
Autor
Christian Simoneit