Ein prominentes Objekt der Ausstellung „Gottes Werk und Wort vor Augen – Kunst im Kontext der Reformation“ war einst Teil des Altars für den heiligen Gregor – die Predella. Nähert man sich ihr, kann man ihre einst reichen Verzierungen noch erahnen. Jesus, Maria und zahlreiche Heilige tummeln sich, zwar verblichen aber immer noch gut erkennbar um die kleine, in das Holz eingelassene Öffnung. Das reich ausgeschmückte Äußere des Behälters lässt ein ebenso prächtiges wie altehrwürdiges Artefakt in seinem Inneren erahnen – aber weit gefehlt! Ein schlichtes Objekt in frischem Weiß, versehen mit einem kräftigen Farbakzent, kommt zum Vorschein.
Ebenso unkonventionell wie diese Kombination aus Alt und Neu ist die dahinterstehende Prämisse der Ausstellung „Ansichtssachen – Papierobjekte im Kontext der Reformation“, einer Zusammenarbeit des Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig mit dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst. Pünktlich zum Reformationsjahr begehen die Studierenden des Instituts ein kleines Sakrileg, indem sie die Predella des katholischen Altars, welche vermutlich dereinst der Aufbewahrung von Reliquien oder dem Abendmahl diente, mit Objekten füllen, welche sich mit dem Themenkomplex der Reformation auseinandersetzen. Das Ergebnis ist ein breites Spektrum an Assoziationen – Tiere, Alltagsgegenstände und mehr verweisen symbolisch auf die großen religiösen, aber auch sozialen und technischen Umwälzungen der Zeit Martin Luthers.
Im Ausstellungsverlauf werden die Objekte in der Predella sich gegenseitig ablösen, sodass diese jedem einzelnen für eine gewisse Zeit als Bühne dienen kann. Des Weiteren werden diejenigen Ausstellungsstücke, welche sich nicht in der Predella befinden, vom 29.Oktober 2016 bis zum 08. Januar 2017 in den beiden Foyervitrinen im Erdgeschoss zu besichtigen sein.
Autor
Alexander Schmitz