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Allgemein Artikel Bäume Nutzpflanze Ökosystem

Alte Sorten mit Superpower

Rund 400 000 Hektar Streuobstwiesen zieren Deutschlands Kulturlandschaft. Diese mit hochstämmigen Obstbäumen unterschiedlichen Alters bewachsenen Wiesen gehören zu den ältesten Habitaten weltweit. Sie bieten der einheimischen Flora und Fauna einen Lebensraum und sorgen damit für eine große Biodiversität.  Die Streuobstwiese, welche das Rundlingsdorf Tiefengruben umschließt, wird aktiv durch die BewohnerInnen durch Baumschnitt, Mahd und Beweidung gepflegt.

Die Streuobstwiese ist ein Kulturprodukt, das sich im Rhythmus der Natur bewegt.

Auf der Streuobstwiese Tiefengruben lassen sich unterschiedliche Obstarten- und -sorten finden, so z.B. die Sorte Kaiser Wilhelm und Hindenburg.
Apfelbäume der Sorten »Hindenburg« und »Kaiser Wilhelm« auf der Streuobstwiese Tiefengruben.

Doch die zu schützenden Kräfte lassen sich nicht allein durch die vielfältigen Tier- und Pflanzenarten  in der Wiese beschreiben. Im Jahr 2015 konnten insgesamt 452 hochstämmige Bäume identifiziert werden. Neben häufig anzutreffenden Apfelbäumen sind Vertreter der Gattungen Birne (Pyrus), Pflaume (Prunus) u.v.m. auf der Streuobstwiese zu finden.

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Ein angeschnittener Streuobstwiesenapfel weist ein weißes bis leicht gelbliches Fruchtfleisch auf. Ebenso gut sichtbar sind die anderen Bestandteile des Apfels.
Streuobstwiesenapfel kurz nach dem Anschnitt.

Sogenannte alte Sorten, die in ihrer Bekanntmachung bis in das 17. Jahrhundert zurück reichen, bilden zwar mit 84 Prozent eine deutliche Mehrheit auf der Streuobstwiese Tiefengruben, sind aber zumeist aus den Supermärkten verschwunden, da sie nicht den wirtschaftlichen Ansprüchen des Obstbaus entsprechen. Die Streuobstwiese Tiefengruben stellt daher eine attraktive Quelle für alte Obstsorten dar.

Insgesamt können 40 der 48 Apfelsorten auf der Streuobstwiese Tiefengruben als alte Sorten eingestuft werden. Zu den alten Sorten zählen beispielsweise die Sorten Kaiser Wilhelm, Ontario, Grüner Stettiner und Gravensteiner. Neben der überwältigen genetischen Diversität beinhalten die alten Sorten der Streuobstwiese eine weitere Superpower: die Pflanzenstoffgruppe der Polyphenole.

Der folgende Link führt zu einer Informationsgrafik zum Thema Polyphenole auf der Streuobstwiese Tiefengruben.
Äpfel, vor allem der Alten Sorten, weisen einen hohen Polyphenolgehalt auf und erbraunen nach wenigen Minuten nach dem Anschnitt. Dies wird am Fruchtfleisch sichtbar.
Das Erbraunen von Äpfeln mit Polphenolen kurz nach dem Anschnitt.

Polyphenolen sind aufgrund ihrer Eigenschaft, Äpfel nach dem Aufschnitt erbraunen zu lassen, bei VerbraucherInnen unbeliebt. Deshalb wurden sie in den letzten Jahrzehnten aus neuen Apfelsorten, wie zum Beispiel der Sorte Pink Lady, herausgezüchtet. Diese sind zumeist nicht für AllergikerInnen geeignet, finden sich aber in großer Mehrheit in Einkaufsmärkten. Umso wichtiger ist der Erhalt von Streuobstwiesen mit ihren bekömmlichen alten Sorten. Mehr Informationen zur Bekömmlichkeit von beliebten Sorten bekommt ihr hier.

Die Rote Sternrenette ist eine Alte Apfelsorte auf der Streuobstwiese Tiefengruben, welche durch saftiges Furchtfleisch besticht und laut dem BUND Lemgo für AllergikerInnen verträglich ist.
Reife Streuobstwiesenäpfel der Alten Sorte »Rote Sternrenette« auf der Streuobstwiese Tiefengruben.

Die Sortenvielfalt der Streuobstwiese Tiefengruben stellt eine einzigartige Möglichkeit für AllergikerInnen dar: das Verzehren von Obst ohne Beschwerden. Und wer Lust auf Apfel und Streuobstwiese hat, kann während des Verzehrs auf dem Erlebnispfad der Streuobstwiese Tiefengruben viele neue Informationen über den Obstanbau erhalten. Alternativ kannst du dein Wissen über Apfelsorten und Polphenole auch hier testen. #applelicious

Links


Bund Lemgo (2021). Plakat Apfelallergie, 01 Apfelallergie Plakat Sortenliste 2020-10 (bund-lemgo.de), [zuletzt besucht am 23.06.2021].
Donna Magazin (2020). Apfelsorten. Alte und neue Sorten im Überblick, Apfelsorten: Alte und neue Sorten im Überblick (donna-magazin.de, [zuletzt besucht am 23.06.2021].
Plantopedia (2021). 17 Alte und historische Apfelsorten von A-Z. Online, 17 alte und historische Apfelsorten von A-Z – Plantopedia, [zuletzt besucht am 23.06.2021].
Stadtverwaltung Bad Berka (2021). Streuobstwiesen mit Erlebnispfad, Streuobstwiesen mit Erlebnispfad – Rundplatzdorf Tiefengruben, [zuletzt besucht am 23.06.2021].

Quellen

Bund Lemgo (2021). Supermarkt Apfel in der Kritik, BUND Lemgo – Homepage (bund-lemgo.de), [zuletzt besucht am 23.06.2021].
Hutter, Claus-Peter (2014). Obstwiesen. Ein Naturparadies neu entdecken. Kosmos Verlag.
Winter, Sarah (2020). Polyphenole. Wirkung und Vorkommen. Focus Online, Polyphenole: Wirkung und Vorkommen in Lebensmitteln | FOCUS.de, [zuletzt besucht am 23.06.2021].
Unveröffentlichte Quelle:
Hinz, Katja, Kobbert, Reike, Linnekogel, Stella, Neumann, Cathleen (2016). Kartierung der Streuobstwiese Tiefengruben. Marie-Curie Gymnasium Bad Berka.

Autorin: Cathleen Neumann

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Allgemein Garten Nutzpflanze

Die Lupine

Das Multitalent im Garten

Lupinen sind Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und dekorative Gartenpflanzen. Sie haben Blüten in unterschiedlichen Farben, die von Mai bis August in ihrer Pracht zu bewundern sind. Lupinen haben einen geringen Wasserbedarf und sollten an offenen, sonnigen Orten stehen. Das Besondere an Lupinen ist, dass sie dem Boden als natürlicher Dünger dienen und als pflanzliche Proteinquelle genutzt werden können.

Die Lupine als natürlicher Dünger

Um die Bodenqualität im Garten zu verbessern, lohnt es sich Lupinen zu pflanzen. Die Pflanze kann durch eine Simbiose mit Knöllchenbakterien über ihre Blätter den Stickstoff aus der Luft aufnehmen und anschließend über das Wurzelwerk in den Boden einbringen. Somit funktioniert sie wie Dünger und das ganz ohne Chemie!

Die Süßlupine als Proteinquelle

Die Kerne der Süßlupinen können nach der Blüte geerntet und als Basis für unterschiedlichste pflanzliche Nahrungsmittel verwendet werden. Die Kerne haben einen Proteingehalt von ca. 40 Prozent und sind damit eine ähnlich gute Eiweißquelle wie die Sojabohne. Es gibt bereits Lupinenmehl, Käse, Frischkäse, Jogurth und Puddings. Eingelegt in Salzlake, können die Kerne auch unverarbeitet gegessen werden.

Wissenposter zur Entstehung von Lupinenjoghurt
Infoposter: die Herstellung von Lupinenjoghurt (klick für pdf)

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Links:

Quellen:

Denayer,p., Fankhänel, C., Strack W. (2021): LUVE unter: [https://madewithluve.de/ ]zuletzt abgerufen 07.07.21.

Lingenhöhl, D.(2021)Lexikon der Biologie. Lupine. unter: [https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/lupine/40139] zuletzt abgerufen 07.07.21.

Gesellschaft zur Förderung der Lupine e. V. (2007): L U P I N E N – Verwertung und Anbau unter: [https://www.ufop.de/files/4813/3922/7223/Bericht_Lupinen_060307.pdf]zuletzt abgerufen 07.07.2021.

Autorin: Ina Wesseling

Vorschaubild Poster Lupine
Plakat- die Lupine (klick für pdf)

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Allgemein Gesundheit Kunst Nutzpflanze Zimmerpflanze

Size Doesn’t Matter – Miniaturbäume

Der Begriff Bonsai stammt aus dem Japanischen und bezeichnet hingegen der verbreiteten westlichen Annahme keine Art von Pflanze, sondern eine Gartenkunst, bei der Sträucher und Bäume in kleinen Gefäßen gezogen sowie ästhetisch durchgeformt werden. Diese Kunstform stammt ursprünglich aus der chinesischen Gartenpraxis und kann bis in das zweite Jahrhundert nach Christi Geburt zurückverfolgt werden.  Jede Pflanzenart, deren Stamm in der Lage ist zu verholzen, kann für die Praxis der Bonsai-Kultivierung genutzt werden. Markant ist weiterhin die Größe des Bonsais. Während junge Bäume, die in der westlichen Welt gern als Zimmerpflanze benutzt werden, meist nicht viel größer sind als 20 cm, erreichen Preistragende Bonsaipflanzen eine Größe von ca. 2m. Derartige Bonsai sind in diesem Zustand mehrere hunderte Jahre alt. Aufgrund seiner generationenübergreifenden Kultivierung ist der Bonsai dementsprechend nicht nur ein Handwerk, sondern ebenso eine moderne Form von Kunst. 

Einen Bonsai züchten – so gehts:

Traditionell ist der erste Schritt einen Sprössling heranzuziehen. Die Wahl des Sprösslings sollte unbedingt in Abhängigkeit zum Klima des Aufzugsortes geschehen. Dieser erste Schritt nimmt in der Regel drei bis fünf Jahre in Beanspruchung. Alternativ erlaubt unsere moderne Gesellschaft den schnellen Weg über das Internet bzw. dem Weg zum nächst Gartenmarkt. Während der Bonsai heranwächst, ist das Beschneiden des Stammes samt seiner Äste ein integraler Bestandteil. In erster Linie verhindert das Schneiden den Wachstum der Bäume. Weiterhin erlaubt das Eingreifen in den Wachstum Entscheidungen zu treffen, die letztendlich zu der Ästhetik der Pflanze im Ganzen verhelfen. So werden bspw. Äste entfernt, die unnatürlich wirken. Das sind Äste, die natürlich gewachsen sind, sich aber aus einer künstlerisch-ästhetischen Perspektive konträr zum Gesamtbild verhalten. Während das Beschneiden des Bonsais meist nur im Frühling und Sommer möglich ist, kann ein Bonsai das ganze Jahr über durch Draht geformt werden. Das Drahten erlaubt es den Bonsai in eine gewünschte Form zu forcieren. Ziel ist es dabei, die Ästhetik des gesamten Baums in Einklang zu bringen.

Infografik zum Thema Bonsaizüchtung
Klicke auf die Infografik, um sie einem in voller Größe zu sehen!

Schau dir hier an wie du einen Bonsai richtig schneidest. Bei kleineren Äste reicht eine Schere aus. Dickere und ältere Äste werden meist mit einer Säge abgeschnitten:

Wie schneide ich einen Bonsai richtig?

Du willst im Detail wissen, wie du einen Bonsai richtig verdrahtest? Dann schau dir diese Infografik genauer an:

Einen Bonsai richtig drahten
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Stile und Formen des Bonsais:  

Das europäische Idealbild des Bonsais ist stark von der japanischen Bonsaikultur geprägt. Verallgemeinernd hat sich in Europa die Einhaltung von formalen Vorgaben stark durchgesetzt. Allen voran die Gestalttungsform Chukkan (直幹 zu dt.: „aufrechter Stamm“ oder „streng aufrechte Form“) spiegelt bspw. Bäume aus Monokulturen mit relativer Windstille wider. In Zentralasien hingegen ist ein stark naturalistischer Ansatz mittlerweile verbreitet. Mittels Schneide- und Drahttechniken werden höchst ästhetische Komposition geformt. Aus China stammt zum Beispiel die Form des Bankan (蟠幹 zu dt. „zusammengerollter Stamm“) welche genutzt wird um Tiere wie dem Drachen zu imitieren. Da Drachen im asiatischen Kontext Wesen des Glücks sind, wird hiermit ebenso die Verbundenheit von Handwerk, Kunst und Philosophie bzw. Spiritualität deutlich. 

Nahaufnahme eines Bonsaiblatts
Kleiner Baum – große Blätter.
Nahaufnahme eines Bonsaistamms
Der Stamm eines Bonsais nachdem er beschnitten wurde.

Zwischen Zucht und Kultur:

Die Bonsaizüchtung in Asien gleicht einem Studium. Die Lehre findet dabei nicht an einer Universität statt. Viel mehr existieren in Asien zumeist Familiendynastin, die ihr Wissen an die heranwachsende Generation weitergeben. An oberster Stelle steht der Sensei. Der Titel Sensei bezeichnet einen Lehrer, der aufgrund seines Alters seinen Lehrlingen an Kenntnissen, Fertigkeiten und Lebenserfahrung weit voraus ist. Eine Ausbildung bei ihm bzw. ihr dauert sechs Jahre. In dieser Zeit erlernen die Lehrlinge die basalen Fähigkeiten über die Zucht und Gestaltung des Bonsais. Anschließend sind sie in ihren Aspirationen frei. Obwohl es nicht verboten ist bei anderen Senseis sich weiterzubilden, bleiben die Lehrlinge meist bei ihren ursprünglichen Meistern. Bis zum Tod des Senseis bleibt die asymmetrische Beziehung bestehen. Dennoch sind die Lehrlinge erpicht eine enge Beziehung zum Sensei aufzubauen. Im Vordergrund steht nach vielen Jahren nicht mehr nur das Handwerk, sondern ebenso die Lehre vom Weg.

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Der Lehrer des Weges: 

Im Daoismus (Dao 道zu dt. Weg) besteht die Suche nach der Harmonie, die durch den Rückbezug auf und in die Natur erlangt werden kann. Ein Sensei ist Meister des Wegs. Sein Ziel ist es nicht den Lehrling seine Erfahrung – sein Wissen – zu übertragen, sondern ihm zum kritischen Denken zu verhelfen. Dieser immaterielle Weg gelingt über die Lehre und das praktische Arbeiten der Lehrlinge. Da das Heranzüchten eines Bonsais ein generationenübergreifendes Handwerk bzw. Kunstform ist, dient sie somit als Medium zwischen Meister und Lehrling. Fehler, die ein Lehrling während seiner Lehre begeht, werden demnach auch noch lange nach dem Tod seines Meister an den Bonsais zu erkennen sein. Der Bonsai ist somit die Versinnbildlichung des Weges. In ihm sind mit Beginn seines Lebens bis hin zu seinem Tode die Philosophie des Daoismus, das Handwerk des Meisters und Lehrlings sowie die Kunstform, die daraus entsteht, fest verwurzelt.  

QUELLEN

Finde hier alles rund um den Bonsai. Vom Drahten bis zum Schneiden und noch vieles mehr:

https://www.bonsai-art.com

Gewinne einen Einblick in die verschiedenen Philosophien des asiatischen Kontinents:

https://china.lu/de/

Dir geht es nicht nur darum wie man einen Bonsai züchtet? Dann lies hier mehr über die kulturelle Bedeutsamkeit des Bonsais:

https://www.bonsaiempire.de

Perez Mayoral, Leonel: Informationsgrafik, Wissens- und Lernposter. 

Autor des Beitrags: Perez Mayoral, Leonel

Bonsai: kleiner Baum, große Wirkung
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IMPRESSUM

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Allgemein Bäume Baumrinde Pflanzenwachstum Wald

Rinde – die Grenze zwischen Baum und Umwelt

Die Rinde ist die äußerste Schicht des Baumes. Sie besteht aus zwei Schichten, der Borke und dem Bast. Letzterer liegt direkt über der Wachstumsschicht des Baumes, dem Kambium. Er ist der lebende Teil der Rinde und dient dem Transport von Nährstoffen, die aus den Wurzeln in die Blätter, oder – je nach Jahreszeit – in umgekehrter Richtung bewegt werden. Der Bast schuppt nach außen hin zur Borke ab. Diese besteht aus bereits abgestorbenen Zellen, die eine dicke, oft gefurchte Schicht bilden, die das Kambium vor Wind und Wetter schützt und durch ihren hohen Gerbsäuregehalt auch Insekten abhält. Das Aussehen der Rinde trägt nicht nur maßgeblich zum Erscheinungsbild des Baumes bei, sondern sie und ist für diesen auch lebenswichtig – wird sie bis aufs Kambium ringsum eingeschnitten, geht der Baum unweigerlich ein.

Gefurchte Rinde mit Astansatz
Rinde eines abgestorbenen Baumes, die sich allmählich vom Holz löst
Lokale Verletzungen der Rinde vernarben und bleiben lange erkennbar
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Autor des Beitrags (Text & Bilder): Barnabas Herrmann

Quellen:

Baumrinde: Aufbau, Funktion und Aussehen – Mein schöner Garten (mein-schoener-garten.de)

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Allgemein Biologie Heilpflanze Nutzpflanze

Der gemeine Efeu

Der Gemeine Efeu oder auch Gewöhnliche Efeu (Hedera Helix) ist eine Pflanzenart der Gattung Efeu (Hedera) und verwandt mit den Areliengewächsen (Araliaceae). Der Efeu gilt als einzige einheimische Kletterpflanze in Mitteleuropa.

Widerstandsfähig und resilient gegen Hitze und Kälte erklimmt er im raschen Tempo fast jede Hausfassade, wenn man ihn nicht durch regelmäßiges Schneiden bändigen würde. Bis zu 20 m Höhe kann er in seinem langen Leben (bis zu 500 Jahre) erreichen.

Der Efeu kann auch schon ziemlich gemein sein, denn bei Altbauten sprengt er in so manchen rissigen Hauswänden mit seinem Dickenwachstum den Putz zum großen Ärgernis der Hausbesitzer. Dann wird’s ziemlich gemein.

Er kann allerdings auch anders. Robuste Fassaden können sogar von ihm profitieren. Dann zeigt er sich von seiner netten Seite, denn die dichte Blätterpracht kann den Putz vor Witterungs- und Temperatureinflüssen schützen und einen Lebensraum für etliche Insekten und Vogelarten bieten.

Der Efeu erklimmt in seiner ganzen Pracht eine Hausfassade

Der holzige Stengel des Efeus hält sich mithilfe von Haftwurzeln fest, die an der dem Licht abgekehrten Seite entspringen. Bemerkenswert ist die Heterophyllie in seiner Erscheinungsform. Blätter die auf einer festen Unterlage stehen, sind normalerweise drei-und fünfeckig. Die blühenden männlichen Zweige, die frei von der Unterlage abstehen, nehmen hingegen die Form von Birnbaumblättern an. Die Dolden unscheinbarer, gelbgrüner Blüten erscheinen sehr spät im Jahr. Ihr fauliger, unangenehmer Geruch lockt Aasfliegen und andere Insekten an, die für die Bestäubung zuständig sind und von dem fleischigen Polster unterhalb des Griffels abgeschiedenen Honig naschen. Mithilfe zahlreicher kleinster Luftwurzeln auf der Schattenseite der Ranken erklettert der Efeu höchste Fassaden.

Die giftigen Inhaltsstoffe des Efeus sind zum Verzehr nicht geeignet. Allerdings finden die saponinhaltigen Blätter im medizinischen Bereich ihre Verwendung zur Behandlung von Atemwegserkrankungen z.B. in Hustensaft. Andere Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Kaffeesäure und ätherische Öle können in Salben oder Ölen gegen Cellulite wirken.

Zuletzt erlangte der Efeu auch immer mehr Bekanntheit als Nutzpflanze durch seinen hohen Saponingehalt (ca. 2,5-6%). Saponine bilden nicht nur einen natürlichen Pflanzenschutz gegen Bakterien-und Pilzbefall, sondern haben auch seifenähnliche Eigenschaften, ähnlich wie bei den synthetisch hergestellten Tensiden, die in herkömmlichen Waschmitteln vorkommen. Sie machen die Fett- und Schmutzpartikel, die an der Wäsche haften, löslich. Somit stellt der Efeu eine ökologische, regionale Alternative zu den herkömmlichen Waschmitteln dar. Der immergrüne Efeu ist über das ganze Jahr aufzufinden.

Selbst hergstelltes Waschmittel aus Efeu-Blättern

Vorsicht! Es kann beim Hantieren mit frischen Efeu-Blättern zu Hautirritationen bei empfindlichen Personen führen.

Der saponinhaltige Efeu (PDF anzeigen)

Links

Der Efeu Allgemein

Anwendung der Efeu-Blätter

Efeu in der pharmazeutischen Biologie

Efeu als Waschmittel

Quellen

Autorin des Beitrags: Ricarda Ostermann

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Ananas Cocktails

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Allgemein Artikel Bäume Biologie Leipzig

Grün in Grau

Die wachsende Bevölkerung in Großstädten wie Leipzig benötigt Wohnraum, welcher zum Teil auf Kosten von Grünflächen und Land geschaffen wird. Die Urbanisierung führt zu meist eintönigen, tristen Stadtbildern mit schlechter Luft. Umso wichtiger ist die Begrünung der Städte.

Denn Stadtbäume führen nicht nur allgemein zu einer besseren Luftqualität (durch Sauerstoffproduktion und CO2-Bindung), sie erhöhen auch die Luftfeuchtigkeit und absorbieren Strahlung. Darüber hinaus dienen sie in den Städten als Windschutz, Lärmschutz und entlasten, vor allem bei Starkregen, durch temporäre Wasserspeicherung die Kanalisationssysteme.

Dieser Artikel beschäftigt sich exemplarisch mit der Platane als Stadtpflanze, die sowohl in Leipzig (Leipzigs gepflanzte Bäume bestehen zu 9% aus Platanen) als auch deutschlandweit (Platanen machen 6% der Stadtpflanzen in ganz Deutschland aus) zu den vierthäufigsten Stadtpflanzen zählt.

Dies sind die vier häufigsten Stadtpflanzen in Leipzig…

Die Ahornblättrige Platane, auch Platanus x hybrida genannt, kommt ursprünglich aus England. Die hybride Art ist eine um 1650 entstandene Kreuzung aus Platanus occidentalis und Platanus orientalis. Die Platane wird 20 bis 30 (höchstens 40) Meter hoch und kann bis zu 300 Jahre alt werden. Es handelt sich um einen winterharten, sommergrünen Laubbaum.

Hier ist die Vorderseite eines dreilappigen Platanenblattes zu sehen

Die bis zu 25 cm großen Blätter der Platane sind drei- bis siebenlappig. Der zackige Aufbau des Blattes erinnert an den Aufbau eines Ahornblatts, was wohl ausschlaggebend für den deutschen Namen gewesen sein könnte.

Dies ist das typische Baummuster der Platane

Charakteristisch für die Platane ist die Struktur am Baumstamm: Die Borke der Platane blättert wachstumsbedingt schuppig ab, wobei sich oft ein buntes Muster zwischen alter (grau-braun) und neuer (gelblich grau) Borke ergibt.

Die Sammelnussfrucht entwickelt sich aus den roten, weiblichen Blütenständen. Die Nussfrüchte sind zylindrisch geformt und enthalten den Samen. 

Im Frühjahr zerfallen die Sammelnussfrüchte in etwa 3cm breite einzelne Samen, die über Wind, Wasser und Vögel verbreitet werden. Diese Samen bestehen aus dem Nüsschen, einem basal liegenden Haarbüschel und einem Griffelrest.

Einzelne Nussfrüchte mit Haarbüscheln

Doch warum ist gerade die Platane ein beliebter Baum für die Stadt? Stadtpflanzen sind vielen Umweltbelastungen ausgesetzt. Dazu zählen eine trockene Luft, die in der Stadt voller Abgase und im Durchschnitt 3-5 Grad wärmer ist. Die nährstoffarmen Böden sind belastet von Hundeurin und Streusalz im Winter. Zudem bieten die versiegelten Böden kaum Wachstumsmöglichkeiten für komplexe Wurzelsysteme, was zu einer Wasserknappheit im Boden führt. Daher erreichen Bäume an Straßen oft nur ein Drittel ihrer Lebenszeit.

Die Platane ist in ihren Ansprüchen sehr gering. Sie toleriert leicht saure (meist in der Stadt) bis leicht alkalische Böden bei sandigen bis lehmigen Bodenarten. Damit kann sie an vielen Standorten in der Stadt stehen, deren Böden oft lehmig bis sandig sind und oft mit Kies oder Schotter verschmutzt sind.
Platanus x hybrida kann an mäßig trockenen Standorten stehen, kann aber auch feuchte Böden ertragen. Zudem ist der Baum nicht frostempfindlich, also winterhart. Somit ist sie gut auf das Klima in Deutschland angepasst.  Zudem erträgt die Pflanze die schadstoffreiche Luft sehr gut und spendet mit ihren großen Blättern viel Schatten. Damit gilt sie als stadtklimafest.

Es gibt allerdings auch negative Seiten der Ahornblättrigen Platanen. Denn neben der hohen Toleranz gegenüber der Stadtluft, den Schadstoffen und der Nährstoffarmut, haben Platanen auch Nachteile als Stadtpflanzen.
So sorgt die Herzwurzel der Platane manchmal für Wurzelerhebungen, die Gehwege beschädigen können. Ebenso verursachen die abfallenden Borkenschichten und die lang haftenden, schlecht verrottenden Laubblätter vermehrten Aufwand zum Säubern.
Es können außerdem Reizungen der Atemwege durch die Härchen der Sammelnussfrüchte entstehen (Platanenhusten).
Die Ahornblättrige Platane wird zudem in den letzten Jahren immer häufiger von Schadorganismen, vor allem Pilzen (Massaria) befallen. Dabei sterben Äste der Bäume ab und können unter Umständen dadurch Autos oder Passanten treffen. Daher wird die Platane in der Straßenbaumliste der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz e.V. als „Verwendbar mit Einschränkungen“ für die Stadt eingestuft.

Mit einem Klick auf dieses Banner findet ihr noch ganz andere Seiten der Platane…
Nachteile der Platane als Stadtpflanze

Text und Bilder: Noreen Sell

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Allgemein Blüte Kosmetik Rosen

Blüte für die Schönheit

Eine Rose, gestaltet als Signet mit großen schwarzen Flächen.

Ein Experiment zur Herstellung von Make-Up aus Rosenblüten

Aufgebrezelt zur nächsten Party oder sich einfach nur für das bevorstehende Date aufhübschen: So manch einer oder eine traut sich ohne eine wohltuende und sicher fühlende Schicht Make-Up noch nicht einmal gegenüber zum Bäcker des Vertrauens. Sei es Kajal, Lippenstift oder die vom Selbstbewusstsein verschriebene Abdeckcréme: Kosmetikprodukte sind aus den Gesichtern der Bevölkerung nicht mehr wegzudenken. Umso faszinierender, dass eben solche schon seit hunderten von Jahren das Antlitz manches Mannes oder mancher Frau erstrahlen ließen. Im Gegensatz zum 21. Jhd. jedoch, konnte eine alterwürdige Konkubine eines chinesischen Fürsten nicht mal eben zum Drogeriemarkt um die Ecke gehen, um sich mit Rouge und Puder einzudecken. Inhaltsstoffe und Materialien waren nicht synthetischer Natur, sondern einfach nur Natur pur.

Und genau das ist der Punkt: Irgendwie konnten Menschen sich schon immer hübsch (falls überhaupt von Nöten) machen, früher sogar ganz ohne künstliche Chemie. Warum sollte ein solcher Prozess nicht auch heutzutage reproduziert werden können? Also fix Recherche betrieben und mittels eines Videos einer chinesischen Youtuberin fündig geworden: Das Zauberwort heißt Blüten. Im alten China wurden unter anderem Rosenblüten als Farbstoff zur Make-Up-Herstellung verwendet. Diese sind nicht nur sehr ergiebig in ihrer rötlichen Färbung, sie besitzen auch den netten Nebeneffekt eines unwiderstehlichen Duftes. Lippenstiftpapier und Rouge waren dabei gängige Produkte, die aus den Blüten der Rose hergestellt werden konnten.

Nahaufnahme von pinken Rosenblüten, mit einzelnen Wassertropfen auf den Blättern.

So begab ich mich also in den Garten meiner Eltern, um mir einen kleinen Rosenstrauß zu pflücken. Aber siehe da, mein „schwarzer“ Daumen machte sich bemerkbar: Rosen sind nicht dafür bekannt bereits Anfang April zu erblühen. Eher im Mai oder Juni. Nun, die Herstellung drängte, schließlich war von meinem Lippenstift nur noch ein kleiner Stumpf übrig. Also fix zum nächsten Blumenhändler, und schon hielt ich einen beachtlichen Strauß aus Rosen in meinen Händen.

Ein Banner mit einer Animation, welche verschmelzende Blüten zeigt, die sich zu einem Lippenstift transformieren. Am Ende der Animation steht das Wort Rosenrot.
Wie ich mir die Transformation von Rosen zu Lippenstift vorstelle, erfahrt ihr mit nur einem Klick.

Ein Meer aus Blüten und andere Materialien

Rote Rosenblüten in einer durchsichtigen Schüssel.
Lediglich drei Rosen mussten „Blüten lassen“.

Aber nur aus Blüten lässt sich noch kein Lippenstift herstellen. Schließlich würde es dem abwischbaren Accessoire an Konsistenz fehlen. Es bedarf also noch einiger anderer Bestandteile, um mein Naturprodukt „salonfähig“ zu machen. Was für Zutaten mein flüchtiger Blick in das Referenzvideo noch offenbart hat, erfahrt ihr mit nur einem „Klick“ auf die folgende Grafik:

Grafik von einem zerteilten roten Lippenstift, in dessen Lücken "Klick doch mal hier!" steht.

Okay, ich muss zugeben, Sheabutter ist jetzt nicht wirklich dafür bekannt, im alten China für Kosmetik verwendet worden zu sein. ABER es ist ein Naturprodukt, besonders gesund in der unraffinierten Variante, und wird in vielen DIY-Lippenstiftanleitungen verwendet. Soll nämlich nochmal einen extra Feuchtigkeitsboost geben. Und da meine Lippen so aufgerissen wie die Jeans einer Dreizehnjährigen sind, bin ich dieser kleinen Dreingabe nicht abgeneigt.

Nachdem die Zusammensetzung meines Lippenstiftes gründlichst recherchiert, sämtliche Lebensmittel- und Drogeriemärkte der Umgebung abgesucht und letzten Endes das Amazon-Prime-Konto meines Vaters in Anspruch genommen wurde, hatte ich meine Zutaten (Bienenwachs, Sheabutter, Olivenöl) zusammen. Endlich konnte ich mit meinem Experiment zur natürlichen Schönheit starten!

Ein langwieriger Herstellungsprozess

Enthusiastisch sollte mein Lippenstiftabenteuer beginnen, doch schon bald stellte sich mir eine nicht beeinflussbare Macht entgegen: Mutter Natur! Um Blüten effizient (noch wichtiger: schnell!) trocknen zu können, wäre die geballte Kraft der Sonne schon mal ein Anfang. Aber naja, wir hatten April. Regen. Natürlich. Normalerweise würde das Trocknen nur vier Tage dauern, vorausgesetzt eine große lachende Sonne strahlt dich an. Nun gut, also verteilte ich die Blüten auf Küchenrolle und stellte sie an einen Ort, wo sie meinen Eltern nicht allzu sehr auf die Nerven gingen.

Getrocknete Rosenblüten in einem durchsichtigen Glas.
Getrocknete Rosenblüten.

Letztendlich dauerte es zehn Tage, bis die Rosenblüten auf ein Drittel ihrer Ursprungsgröße zusammengeschrumpft und zwischen meinen Fingern zu Staub zerfallen waren. Gut gelaunt sollte es jetzt also in meine kleine „Hexenküche“ gehen, um die unterschiedlichen Zutaten zusammen zu mixen. Natürlich könnte ich jetzt jeden einzelnen Schritt beschreiben, aber da Bilder ja bekanntlich mehr sagen als tausend Worte, empfehle ich einen einfachen „Klick“ auf die unten stehende Grafik, wenn ihr mehr erfahren wollt.

Ein Grafik, welche oben links "Von der Blüte zum Mund" und unten rechts "Wie stelle ich einen Lippenstift aus Rosen her?" stehen hat. Oben rechts ist eine Lippenstiftgrafik, in der Mitte ein rosa Streifen mit weißen Rosenblüten und unten links ein dunkelrotes Rostenblütensignet.

Leider kann ich keine allzu genauen Mengenangaben für die Zutaten liefern. Viel mehr war die Herstellung ein ständiges Hin- und Herprobieren, bis ich mit der Konsistenz und der Farbigkeit zufrieden war. Falls ihr also mein kleines Experiment selbst ausprobieren wollt, empfehle ich euch das gute alte „Bauchgefühl“. Aber Moment, bevor ich leichtfertig Empfehlungen ausspreche: Hat es denn letztendlich geklappt?

Natürlich schön

Ein sechseckiges durchsichtiges Behältnis, welches selbstgemachten, dunkelroten Lippenstift enthält.
Was lange währt, wird endlich gut. Selbstgemachter „Lippenstift“.

Tadaaa! Das ist er als nun. Natürlich kann nicht wirklich die Rede von einem Lippen“stift“ sein, aber wenn ich diese rötliche Masse auf meinen Lippen verteile, bleibt eine signifikante (wenn auch zarte) Färbung zurück. Und nichts anderes ist doch der Sinn von färbenden Lippenprodukten.

Würde ich also wieder einen Lippenstift aus Rosen herstellen? Unbedingt! Nur könnte dies frühestens wieder in einem Jahr geschehen. Warum? Weil dann die Rosen wieder blühen, und weil (sind wir mal ehrlich) ich meinen jetzigen Vorrat bis dahin niemals aufgebraucht haben werde. Lippenstift trage ich nämlich höchstens dreimal im Jahr.

Quellen

Eine traditionelle chinesische Methode der Make-Up-Herstellung.

Nützliche Informationen zur Sheabutter: https://www.breuninger.com/de/editorial/hautpflege/inhaltsstoffe/shea-butter/

Interessante Anwendungsbereiche für Olivenöl: https://www.breuninger.com/de/editorial/hautpflege/inhaltsstoffe/olivenoel/

Alles was du über Bienenwachs wissen musst: https://bienen.info/bienenwachs-verwendung-studien-und-diy-anleitungen/

Text und Medien: Kira Rannacher

Plakat

Ein Plakat mit dem Namen "Blüte für die Schönheit". In der Mitte sind acht pinke Rosenblüten und ein roter Lippenstift zu sehen. Unten links steht "Ein Projekt des Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig". Unten rechts sind ein QR-Code und ein Rosenblütensignet zu sehen.
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Allgemein Artikel Pflanzenschädlinge Zimmerpflanze

Keine Macht den Trauermücken

Das Signet

Kleine Tiere, großes Problem

Trauermücken sind für Topfpflanzen nicht gerade gebetene Gäste, denn die auf dem ersten Blick Fruchtfliegen ähnelnden Biester sind äußerst hartnäckige Schädlinge für die armen Pflänzchen. Genauer gesagt sind die Larven der Insekten das Problem. Nach dem Schlüpfen gehen sie auf Futtersuche. Ungünstigerweise knabbern sie gerne an den Wurzeln der Pflanzen, wodurch die blättrigen Freunde bei zu viel Befall irgendwann verdursten.

Die Wurzeln der Pflanze wurden abgefressen
Ein wurzeloses Pflänzchen

Auch wenn es mir schwer fällt, versöhnlich mit diesen Tieren zu sein, muss ich ihnen zugestehen, dass sie all das nicht aus Bosheit veranstalten. Im Wald sind sie tatsächlich sogar Nützlinge, da sie dort Pflanzenreste und Laub fressen und somit als wichtige Destruenten arbeiten. Da sie aber bei uns zuhause kein altes Laub fressen, sondern die Wurzeln unserer Pflanzen, ist unser Verhältnis nicht so gut.

Vorschaubilld für die Infografik zum Lebenszyklus der Trauermücke
Klicke für die Pdf

Die Bekämpfung des Befalls

Zurzeit ist unsere Wohnung weitestgehend trauermückenfrei. Das war aber auch ein harter Kampf. Wir haben verschiedentste Hausmittel ausprobiert und letztendlich gegen die Mücken gewonnen. Da ich nicht weiß, welches der Mittel letztendlich ausschlaggebend für das Sterben der Larven war, kann ich nicht sagen, welches davon wirklich geholfen hat. Generell sollte man zur Prävention von Befall stehendes Wasser in den Töpfen vermeiden, da die Mücken feuchte Gebiete bevorzugen, um ihre Eier zu legen. Auch das Abdecken der Erde durch Sand oder Steine kann Trauermücken davon abhalten, ihre Eier abzulegen. Falls das die Schädlinge nicht abgehalten hat und sie die Flora eures Zuhauses befallen haben, müssen jedoch Gegenmaßnahmen getroffen werden. Ein häufiger Tipp ist es, Streichhölzer mit dem Kopf nach unten in die Erde zu stecken. Der Schwefel darin ist tödlich für die Larven.

Für diese Minze ist es vielleicht schon zu spät

Für die Eindämmung der Mückenpopulation bieten sich Gelbsticker an. Die Mücken werden von dem Gelbton angezogen und bleiben dann daran kleben. Backpulver ist ein weiters Hausmittel, welches giftig für die Trauermücken und deren Kinder sein soll. Das Backpulver wird einfach flächig auf die Erde des Topfes gestreut und etwas angefeuchtet. Das letzte von uns genutzte Mittel war ein Tabak-Aufguss. Dies wurde mir von einer Freundin empfohlen und hatte gefühlt den größten Effekt. Dabei muss einfach ein wenig Tabak mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Wenn das Wasser abgekühlt ist, können damit die Pflanzen gegossen werden. Nikotin ist also nicht nur für Menschen schädlich.
Neemöl und Nematoden sollen auch sehr effektiv wirken, habe ich jedoch nicht ausprobiert.

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Zu Risiken und Nebenwirkung fragen sie Ihre Floristin oder Ihren Floristen.

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Die Animation der Larve
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Impressum

Text und Bilder: Joshua Neudeck

Quelle: https://www.trauermuecken.net/

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Allgemein Bäume Biologie Ökosystem Pflanzenschädlinge Wald

Die Fichte stirbt.

Signet

Fichte und Buchdrucker, eine gestörte Beziehung

Das Elbsandsteingebirge war immer meine zweite Heimat. Schon als kleines Kind stapfte ich durch die dunklen Fichtenwälder und bestieg meine ersten Klettergipfel. Doch seit den Tagen meiner Kindheit hat sich Vieles verändert. Der einst tiefgrüne Wald ist kahl und trocken. Überall mahnen kahle Flächen und tote Bäume. Was ist passiert und wer ist daran Schuld?

Borkenkäfer
»Gestatten, Ips typographus, der Buchdrucker.«

Ist es ein Borkenkäfer mit dem, ach so schönem, Namen Buchdrucker?
Nein, Schuld trägt wie so oft Einer… Nämlich wir, die Menschen.

Warum das so ist, will ich noch begründen, aber erstmal möchte ich euch von Fichten und Käfern erzählen. Der Buchdrucker, Ips typographus, ist ein Borkenkäfer, der nur Fichten befällt. Der Baum dient dem Käfer als Brutraum und Nahrung. Der Buchdrucker ist ein Parasit und die Fichte sein Wirt.

Infografik A4 Vorschau
Um dir den Lebenszyklus des Borkenkäfer genauer anzusehen, klicke auf dieses BIld.

Eine gesunde Fichte kann sich gegen einige Buchdrucker gut selbst verteidigen. Das Harz tötet die Käfer und die Larven in ihren Gängen, wenn der Baum verletzt ist. Das Harz ist fast so wie unser Immunsystem.

Scrollgrafik Vorschau
Wie genau der Wassertransport in der Fichte funktioniert und wie der
Buchdrucker ihn stört, erfährst du, wenn du dieses Bild anklickst.

Doch sind unsere Fichtenwälder nicht gesund und daran tragen wir Menschen aus zweierlei Gründen die Schuld:

1. Monokulturen
»Wir lieben Fichten.« Fichtenholz ist super zum Bauen geeignet. Die Bäume wachsen schnell, hoch und gerade. Darum haben wir intensiv Fichtenwälder kultiviert. Fast alle Fichten in Deutschland sind durch den Menschen gepflanzt. Fichten wachsen eigentlich nur in kälteren Regionen, wie im Hochgebirge und den nördlicheren Breiten-graden. Diese Monokulturen sind im wahrsten Sinne des Wortes »ein gefundenes Fressen« für die Buchdrucker und ermöglichen so das massive Wachstum der Käferpopulation.

Gefällte Fichten, gestapelt zu einem so genannter »Polter«

2. Klimawandel
Die Sommer sind trocken und die Winter sind mild. Das freut die Käfer, denn die können überwintern ohne zu erfrieren. Die Fichte aber leidet, denn sie ist durch die Trockenheit geschwächt und kann nicht genug Harz produzieren, um die Käfer zu bekämpfen.

Fraßbild
Das typische Fraßbild des Buchdrucker. Das Weiße sind verpuppte Larven in ihren »Puppenstuben«. Sobald sich die entpuppten Käfer aus der Borke fressen, werden diese Fraßbilder komplett zerstört. Meist führt dies auch zum Abfall der Borke.

Das natürliche Gleichgewicht ist gekippt und das Öko-system ist gestört, darum verändert es sich gravierend. Auch wenn das Fichtensterben wie eine apokaltyptische Katastrophe aussieht, so ist es doch nur eine Veränderung. Denn da wo ein Leben endet, beginnt ein Neues. Es folgt…

Folgewald

… der Folgewald! Jetzt ist der dunkle Fichtenwald weg und zurück bleibt trockenes aber sonniges Land.
Der Wind bringt neues Leben in der Form von Samen. Pionierbäume, wie Birken, Ahorn, Kiefern und Ebereschen, erobern die Flächen und bilden in wenigen Jahren einen jungen niedrigen Wald. Im Schutze dessen wachsen Buchen und Eichen, die langfristig alle anderen Bäume überschatten und das Waldbild dominieren werden. Ein Mischwald ist gewachsen und ein natürliches Gleichgewicht stellt sich wieder ein.

Doch ist das neue Gleichgewicht jung und fragil. Darum ist es unsere Verantwortung dieses zarte Gleichgewicht zu schützen, denn wir sind auch seine größte Bedrohung.

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Impressum

Text und Bilder: Andres Geißler

Quellen:

https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/nadel/fva_fichte_baum_jahres_2017/index_DE

https://www.waldkulturerbe.de/den-wald-erleben/publikationen/unsere-waldbaeume/die-fichte/

https://www.forstpraxis.de/kleines-einmaleins-des-borkenkaefers/