Kategorie: Garten
Leipzig ist die Geburtsstadt der Gartensparte. 1864 gründete der Leipziger Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild den ersten „Schreberverein“ – benannt nach dem Orthopäden Moritz Schreber – als Turnanlage im Grünen mit dem Ziel der Gesundheitsvorsorge und Erziehung der Stadtbewohner:innen zu Naturfreund:innen.
Aus diesem Sportpark entwickelten sich bald Familienbeete, die später mittels Zäunen zu einzelnen Parzellen abgegrenzt wurden.
Auch in der DDR diente das weitläufige System der städtischen Gartenvereine nicht nur zur Erholung, sondern auch zum Gemüse- und Obstanbau. So half es, kurzfristig Probleme der Mangelwirtschaft zu überwinden. Selbst heute regelt das Bundeskleingartengesetz, dass ein Drittel der Gartenfläche „insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf“ dienen soll.
Das grüne Kleinod der Arbeiterklasse war schon immer strenger Reglementierung unterworfen, auch heute kontrolliert der Verein die Heckenhöhe noch mit dem Zollstock.
Trotz des spießbürgerlichen Charmes, sehnen sich immer mehr junge Menschen nach einer Gartensparte und führen so zu einem demografischen Wandel innerhalb der Vereine. Gerade in Zeiten von Corona, Isolation und Physical Distancing wirken Kleingärten wie erreichbare Paradiese im urbanen Raum, sehnsüchtig erwartete Zufluchtsorte. Neben reiner Erholung bietet ein Garten viel Arbeit, also Beschäftigungstherapie und psychosomatische Auslastung.
Ziel der Arbeit „Schrebers Erben“ ist es, Nachwuchs-Kleingärtner:innen in ihrem natürlichen Habitat und in Gesellschaft ihrer Lieblingspflanze zur fotografieren. Auf der Suche nach dem drolligsten Paar, soll so eine Portraitserie und Pflanzenschau entstehen, die von botanischer Zuneigung und penibler Aufopferung erzählt.
Die schönsten Pflanze-Mensch Couples Leipzigs
Mira und der Rhabarber
„Was mag ich am Rhabarber? Generell, dass er so eine unkomplizierte Pflanze ist und jedes Jahr wieder wächst. Außerdem spendet er Schatten und hält die Feuchtigkeit im Boden. Das gefällt auch anderen Pflanzen um ihn herum. Offenbar sind ihm auch Blattläuse völlig schnurz. Meiner war voll damit, er ist aber trotzdem gewachsen wie Unkraut. Also hatten die Blattläuse (und mit ihnen die Ameisen) und ich was davon. Rhabarber schmeckt einfach unglaublich gut. Ich mache jedes Jahr ein paar Marmeladen. Und Erdbeer-Rhabarber-Vanille ist immer die erste des Jahres. In diesem Jahr war besonders, dass ich zum ersten Mal eigenen Rhabarber hatte, sodass es (bis auf die Vanille) eine komplette Garten-Marmelade geworden ist. In der Zeit des Lockdowns hat es großen Spaß gemacht, dem Rhabarber (und allen anderen Pflanzen) beim Wachsen zuzuschauen. Da ist der auch besonders gut geeignet, weil er so schnell wächst.“
Charlotte und die Pfingstrose
„Wenn ich ihr [der Pfingstrose] eine Rolle geben müsste, dann wahrscheinlich die des Frühlings. Also vielleicht eine Erinnerung daran, dass es jetzt warm wird und ich trotz Corona die duftende Luft und das sprießende Grün genießen darf. Genau, Lieblingspflanze, weil sie mich an meine Oma erinnert und sie alle Gärten gleich viel schöner macht.“
Sebastian und der Bonsai
„Der Bonsai hat mir die notwendige Ruhe gegeben, um in dieser Zeit dem Wahnsinn nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Es ist ja eigentlich eine kleingehaltene Pflanze, die aber von der Form her aussieht wie ein großer Baum. Das langsame Wachsen, Zurechtstutzen und Erhalten gefällt mir dabei, weniger als Nachzeichnen der Wirklichkeit – also eines großen Baumes – sondern viel mehr als Gestaltungsmöglichkeit, die sich mir da bietet. Ich mag die Ästhetik dieses Grazilen, das gleichzeitig alt ist – ich glaube, er ist jetzt schon über 20 Jahre. So gesehen ist es auch eine sehr gebrechliche Pflanze, nach drei, vier Tagen ohne Wasser wäre sie vertrocknet und ich fühle mich schon recht verantwortlich, dass sie, wo sie nun so alt ist, auch noch die nächsten 20 Jahre lebt und schöner wird.“
Julia und die Lupine
„Also ich würde sagen, an der Lupine finde ich vor allem cool, dass sie so vielfältig ist. In der Lockdown-Zeit, in der ich oft im Garten war, ist sie schnell genug gewachsen, dass ich jedes Mal eine neue Blüte entdeckt habe und die Blüten sich auch über die Zeit verändern und supercool aussehen. Dann gibt es sehr viele verschiedene Lupinenarten, sie ist ja auch eine Nutzpflanze, die auch als Nahrungsmittel verwendet werden kann. Ich fands schön, dass in so einer seltsamen, ungewissen Zeit die Pflanze eine verlässliche Beständigkeit gibt.“
Rebecca und der Mangold
„Mangold ist schon eine tolle Pflanze. Die glänzenden, grünen Blätter, dazu die wunderschön farbigen Stiele. Von gelb bis violett ist alles dabei.
Unter unserem Mangold, der mir der allerliebste Mangold ist, wohnt gerade eine kleine Eidechsenfamilie.
Das beste am Mangold ist, dass man ihn essen kann. Auf etwas Butter und Zwiebeln angedünstet, schmeckt er einfach köstlich. Die vielen Vitamine und Mineralstoffe tun ihr Übriges, um mich rundum glücklich mit dieser Pflanze zu machen.“
Tobi und die Clematis
„Lieblingspflanze Clematis. Sie heißt übrigens auch Waldrebe und das deutet auch schon mehr darauf hin, warum sie bei mir beliebt ist. Die vom Wuchs sehr zierliche Pflanze ist ursprünglich in lichten Wäldern beheimatet und strebt im Wachstum an Baumstämmen zum Licht. Dort bildet sie ihre Blüten. Die Blüten aus einer wirklich unscheinbaren Pflanze bilden nebeneinander einen tollen Kontrast. Der lockdown hat allerdings eine untergeordnete Rolle gespielt. Außer, dass mir diese Zeit dazu verholfen hat mich im Garten und vor allem mit Pflanzen zu beschäftigen. Generell finde ich aber im Garten zur Ruhe. Besonders in der doch ungewohnten Anfangszeit der Pandemie war das hilfreich.“
Facts rund um den Schrebergarten
Um im Schrebergarten euren Nachbarn und Nachbarinnen nicht auf den Schlips zu treten, hier ein paar hilfreiche Tipps und Richtlinien. Damit schafft ihr euch garantiert jede Menge neue Gartenfreund:innen.
Weitere künstlerische Auseinandersetzung mit dem Schrebergarten kannst du auf der ausstellungsbegleitenden Website „Willkommen im Schrebergarten“ des Instituts für Kunstpädagogik Leipzig und des Goethe Instituts Australien finden.
Das Plakat zum Projekt
Quellen:
https://www.kleingarten-leipzig.de/kreisverband/traditionsreiche-leipzige/
https://de.wikipedia.org/wiki/Kleingarten
https://www.kleingarten-bund.de/de/bundesverband/zahlen-und-fakten/
https://www.gartenhaus-gmbh.de/magazin/ein-drittel-kleingaertnerische-nutzung/
Bei den Großeltern noch recht bekannt, verliert die Quitte nun immer mehr an Bedeutung. Kaum einer kennt noch die gelbe, apfelgroße und wohlduftende Frucht. Sie ist nicht, wie viele es denken, eine Mischung aus Apfel und Birne, auch wenn sie eng mit den beiden Kernobstsorten verwandt ist und ebenso zu den Rosengewächsen gehört.
Äußere Erscheinung und Wuchs
Der Quittenbaum ist ein nur sehr langsam wachsendes Gehölz. Meist werden diese nicht größer als 5 bis 6 Meter hoch und weisen eine breite, flache Krone auf. Die ovalen Blätter sind dunkelgrün und von einem filzartigen Belag überzogen. Die Blüten sind weiß bis roséfarben und deutlich größer, als die der Birnen- und Apfelbäume. Die Blütezeit beträgt meist nur 6 Wochen. Charakteristisch sind die strahlend gelben Früchte, welche zwischen Mitte bis Ende Oktober erntereif sind. Reife Früchte weisen einen pelzigen Flaum, eine harte Konsistens und einen bitteren Geschmack auf.
Vitamingeladene Frucht
Auch wenn die Früchte der Quitte mit ihren wohltuenden Duft und der ansprechenden, gelben Färbung zum sofortigen Hineinbeißen animieren, ist von dieser Versuchung dringend abzuraten. Es droht ein Besuch beim Zahnarzt! Nur sehr wenige Quittenarten eignen ich zum rohen Verzehr. Die reichlich enthaltenen Bitterstoffe, sowie die harte Schale und Fruchfleisch, machen die rohe Quitte ungenießbar. Erst nach Abrieb des Flaums und dem Kochen, entfaltet sie ihren aromatischen Geschmack und werden schön weich. Aufgrund ihres feinen Aromas und der zugeschriebenen, heilenden Wirkung, wurde die Quitte bereits vor 6.000 Jahren im Kaukasus angebaut. Auch die alten Griechen schätzten diese und verkochten sie mit Honig zu einer Art Marmelade, die als Kraftspender für Kranke und Reisende diente. Neben dem hohen Vitamin C Gehalt (15mg/100g) enthalten die Früchte eine adäquate Menge an Vitamin E, Vitamin B1, Vitamin B6, Kalium, Magnesium und Kupfer. Zudem ist sie kalorienarm und reich an Pektine die unteranderem für eine Verbesserung der Magen-Darm-Flora und zur Vorbeugung von zu hohen Kolesterien- und Blutzuckerwerten beitragen können.
„Der Quittenbaum ist mehr kalt, er gleicht der Schlauheit, die manchmal unnütz ist, manchmal nützlich. Aber sein Holz und seine Blätter sind nicht sehr nützlich zum Gebrauch des Menschen. Hingegen ist die Frucht warm und trocken und hat eine gute Mischung in sich. Wenn sie reif ist, schadet sie roh genossen weder dem Kranken noch dem Gesunden. Gekocht oder gebraten ist sie für den Kranken und Gesunden bekömmlich. Denn wer Gicht hat, esse oft diese Frucht gekocht und gebraten, und sie unterdrückt sie in ihm so, dass diese wieder seine Sinne abstumpft noch seine Glieder bricht. Und wer viel Speichel hat, esse oft diese Frucht gekocht oder gebraten, und sie trocknet ihn innerlich, so dass der Speichel in ihm vermindert wird. Aber wo es in einem Menschen Geschwüre oder Übelriechendes hat, der koche oder brate die Quitte und lege sie so mit anderen Mitteln auf die Geschwüre, und er wird geheilt werden.“
Hildegard von Bingen
Autorin:
Vanessa Jung
Quellen:
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/quitte.html
https://www.falstaff.at/nd/acht-dinge-die-sie-ueber-quitten-wissen-sollten/
Hokus Pokus und Bellis Perennis
Bellis Perennis könnte gut und gerne ein Zauberspruch sein mit dem Bibi Blocksberg ihre Späße treibt. In Wirklichkeit handelt es sich hier jedoch um den lateinischen Namen des nicht weniger zauberhaften Gänseblümchens.
Jetzt denkt man sich wohl: Was soll denn daran zauberhaft sein? Irgendwie sieht das Ding ja ganz niedlich aus und die Kinder flechten damit gerne Blumenkränze. Aber ansonsten ist daran nichts Besonderes. Im Gegenteil, von März bis November fällt es mit Freude einem jeden zu Last, der verzweifelt seinen englischen Rasen pflegt. Ansonsten ist es auch zu nicht viel Nutze. Für einen Blumenstrauß etwa sind die weiß- bis rosafarbenen Blumen viel zu kurz geraten. Natürlich kann man sie essen. Im Quark oder so. Aber um ehrlich zu sein, gibt es da auch sehr viel interessantere Kräuter, die man untermischen kann.
Also ist der nächste logische Schritt Rasenmäher raus und weg damit, nicht wahr? Eher nicht. Das wäre ja zu simpel. Das Gänseblümchen hat nämlich ein Geheimnis, dass nur die guten alten Kräuterhexen kennen. Und vielleicht noch die Pharmaindustrie. Aber die kann man ja auch mit gutem Gewissen die Kräuterhexen und -hexer von Heute nennen. Kräuterhexen? Pharmaindustrie? Dann muss es ja eine heilende Wirkung haben. Und tatsächlich, die Gänseblümchen können medizinisch verwendet werden.
Sie haben eine beruhigende Wirkung (Achtung alle Teeliebhaber ihre Lauscher aufmachen) und sind unter anderem schleimlösend und keimtötend. Gänseblümchen können zudem bei äußerlicher Wundbehandlung und bei Hautproblemen, wie Akne oder empfindlich-trockener Haut, als Salbe oder Tinktur eingesetzt werden.
In Form von Umschlägen sollen sie auch bei Prellungen und Verstauchungen schmerzlindernd wirken. Noch dazu sind sowohl der Tee als auch die Salbe nicht allzu schwer herzustellen. Wer also gern mal Kräuterhexe oder -hexer spielen und sich dabei was Gutes tun möchte, kann getrost auf unsere kleinen Freunde aus dem Garten vertrauen.
ein Beitrag von: Julia Buhl
weiterführende Links
Quellen
https://www.praxisvita.de/gaensebluemchen-1450.html
https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Gaensebluemchen.html https://www.kostbarenatur.net/rezepte/gaensebluemchentee-anwendung-wirkung-selber-zubereiten/ https://www.kostbarenatur.net/rezepte/gaensebluemchen-salbe-gegen-pigmentflecke-wunden-entzuendungen/
Scrollgrafik von Julia Buhl
Nepeta Cataria
Ein betörendes Kraut
Wenn man sie pflanzt, wird sie von Katzen umtanzt.
Universal Herbal, 1820
»Catnip«, Katzenmelisse oder Katzenkraut, die Echte Katzenminze besitzt einige Namen. Aber auch viele Wirkungen werden dem Zauberkraut nachgesagt. Während die bekannteren Minzesorten mit ihrem zitronigen Aroma betören, entfaltet die Echte Katzenminze eine wundersame Wirkung auf Tier und Mensch. Hobbygärtner schätzen das Kraut als zierende Staude in Stein und Naturgärten, obwohl sie einen eher bescheidenen Look zutage trägt. Aber was verbirgt sich wirklich hinter der unscheinbaren Fassade und warum ist die Katze die Namensgeberin?
Zuerst: Die wisschenschaftlichen Eckdaten
Wissenschaftlicher Name: Nepeta Cataria
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Gattung: Katzenminzen (Nepeta)
Verbreitung: Südeuropa, Asien, Afrika – als Neophyt (durch Menschenhand etablierte Pflanzen) in Neuseeland und Nordamerika
Aussehen: ausdauernde, krautige Pflanze; vom Grund an filzig behaarter, selbstständig aufrechter, verzweigter, vierkantiger, hohler Stängel, Blüten weiß bis rosa, mit rosa Punkten, 7 – 10 mm lang, bis 4 cm lang gestielt, Blätter sind mit Drüsenhaaren besetzt
Geruch: aromatisch, zitronen- oder auch minzartig riechend
Wuchsform: breit halbkugelförmig bis aufrecht buschig, Blütenstände ährenartig
Wuchshöhe: 40 bis 100 Zentimeter
Hauptblütezeit: Juli bis September (mehrjährig)
Verwendung: Beet- und Schnittstaude
Besonderes: enthält ätherische Öle (Citronellol (50%), Citral (10%), Limonen, Gerniol (ungefähr 12%), Clarvacrol, Thymol, Neptalsäure, Actinidin)
Die Wirkung auf Menschen
Das Wissen um die heilenden Wirkstoffe der Echten Katzenminze geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals fanden die Blätter der Pflanze Verwendung in der Küche, explizit als Fleischwürze. Auf Grund ihrer Bekömmlichkeit benutzte man die Blätter auch zur Teezubereitung.
So sagt man der Echten Katzenminze folgende Wirkungen nach:
• fiebersenkende
• schweißtreibende
• krampflösende
• entgiftende
• harntreibende
• euphorisierende
• verdauungsfördernde
• appetitanregende
• sedierende
Auch bei chronischem Husten können ihre bakteriellen Eigenschaften vor einer Infektion schützen. Zur Teeproduktion werden in der Blütezeit die Blätter sowie die Blüten geerntet und dann ganz langsam bei Raumtemperatur getrocknet. Die getrockneten Bestandteile müssen danach luftdicht verschlossen aufbewahrt werden, denn nur so bleiben die wichtigen Inhaltsstoffe erhalten. Zusätzlich schmeckt diese Pflanze (genau wie fast alle anderen Minze-Arten) als Tee äußerst gut!
Psychoaktive Wirkung von Katzenminze?
Ob sie wirklich psychoaktiv wirkt, ist umstritten. Oft tritt eine spürbare Wirkung erst nach konstanter Einnahme ein. Diese äußert sich in psychedelischer Veränderung, wobei Farben intensiver wahrgenommen und leichte CEVs (Visionen bei geschlossenen Augen) auftreten. Außerdem soll sie euphorisierend wirken und neben innerer Entspannung auch zu guter Laune und Lachanfällen führen. Sicher ist: bei gewaschener Minze, die in eingeteilten Portionen zu sich genommen wird, ist der Konsum vollkommen unbedenklich.
Die Wirkung auf Katzen
Im Universal Herbal, einem Kräuterbuch aus dem Jahre 1820, steht geschrieben: »Wenn man sie pflanzt, wird sie von Katzen umtanzt; wenn man sie sät, kommen die Katzen zu spät. Wenn man beim Pflanzen oder Ernten das Laub verletzt, kommen die Katzen von überall her, wälzen sich, zerfetzen die Blätter und fressen sie.«
Im Gegensatz zu Menschen, hat die Katzenminze keine beruhigende, sondern euphorisierende Wirkung. Sie beginnen zu flehmen, knabbern mit großer Lust an dem Kraut, wälzen sich darauf herum oder umtanzen sie wild. Schuld daran: Hauptgeruchsstoff Nepetalacton. Anfangs wurde angenommen, dass es dem Sexualpheromon von Katzen ähnelt. Als Aphrodisiakum wurde es allerdings ausgeschlossen. Der Grund dafür ist das ebenso lebendige Interesse von kastrierten Katern an der Pflanze. Die Reaktion auf die Minze, das sog. »Catnip response«, findet man außerdem auch bei Großkatzen wie Löwe und Tiger.
Als »Catnip« gekennzeichnete Gegenstände sind für die eigenen Stubentiger der absolute Renner. Kleine Säckchen oder Stofftiere sind mit den getrockneten Katzenminze-Blättern gefüllt und sorgen bei den Miezen für einige Stunden pure Euphorie. Auch Sprays sind für einige Katzenbesitzer eine große Hilfe beim Weg in die Katzentransportbox.
Gefahr durch Katzen?
Viele Katzen „berauschen“ sich gern an Katzenminzen. Sie versuchen sich mit den ätherischen Ölen zu parfümieren, wälzen sich darin und knabbern an den Trieben. Dies ist des einen Gärtners Lust, des anderen Frust. Katzenminzen werden tatsächlich des Öfteren ganz gezielt von Katzenliebhabern angepflanzt, um ihren Zöglingen ein besonderes Vergnügen zu bereiten. Junge Pflanzen können damit aber überfordert sein, so dass die Samtpfoten ein Bild der Verwüstung im Nepeta-Beet hinterlassen. Notfalls kann hier ein Drahtgeflecht oder ein über die Pflanzen gestülpter Drahtkorb Abhilfe schaffen. Gut zu wissen ist auch, dass Nepeta-Sorten mit zitronigem Aroma anscheinend eher abschrecken als anziehen! Eine gezielte Sortenauswahl kann also mit einem stressfreien und konfliktarmen Katzenminzen-Vergnügen belohnen.
Der richtige Standort und die Pflege
Faustregel: Graulaubige Katzenminzen benötigen warme, durchlässige Böden und Sonne. Keine Überdüngung! Grünlaubige Katzenminzen bevorzugen frisch bis feuchte, nährstoffreiche Standorte und vertragen auch sonnige Plätze. Mit Hitze sind sie allerdings stark überfordert.
Der richtige Standort sorgt für eine pflegeleichte und gesunde Pflanze. Abgesehen von einem Rückschnitt nach der Blüte wird keine weitere Pflege benötigt. Krankheiten und Schädlinge sind ihnen nahezu fremd. Sie wirkt sogar abschreckend auf Pflanzenschädlinge und Ungeziefer wie Kakerlaken, Flöhe und Stechmücken. Gegen Ratten wird sogar Katzenminze-Öl als Vertreibungsmittel eingesetzt. Ist der erste Flor vorüber, sollten alle Katzenminzen bodennah zurückgeschnitten werden. Alsbald treiben die Pflanzen wieder durch und präsentieren sich in frischem Laub, zu dem sich bald wieder Blüten gesellen – viele Sorten blühen dann sogar bis in den Herbst hinein. Der radikale Rückschnitt verhindert gleichzeitig die Selbstaussaat, durch die Katzenminzen durchaus etwas lästig werden können.
Weitere Links
Quellen
Noch mehr Expertentipps:
https://www.gartentipps.com/echte-katzenminze.html
Und … noch mehr Expertentipps:
https://www.gartenlexikon.de/katzenminze/
Katzenminze konsumieren?
https://magischepflanzen.de/katzenminze/
Nepelakton – Wissen für Klugscheißer
https://www.spektrum.de/news/wie-katzenminze-katzen-wahnsinnig-macht/1613296
Samenbank
Voller Ungeduld und Sehnsucht nach frischem Grün säen Klein- und Großgärtner*innen jedes Jahr Blumen, Kräuter und Gemüse auf ihrer Fensterbank aus. Sie besorgen Anzuchterde, pressen kleine Pflanztöpfchen oder funktionieren Klopapierrollen zu Blumentöpfen um. Fehlen nur noch die Samen. Eine Schachtel mit aufgerissenen Samentütchen, die Hälfte davon leer, alte Bäckerbrottüten, Schraubgläser, Filmdöschen, alle gefüllt mit namenlosem Saatgut. Mehr findet der oder die Ambitionierte nicht. Ein Graus, diese Unordnung, sind doch Pflanzensamen wahre Schätze. Zurückgelassen von der Vorjahresgeneration, überwintern diese winzigen Kraftpakete und wollen im Frühjahr neues Grün entfalten.
Chemie- und Agrarkonzerne wie Monsanto haben den Wert erkannt und verdienen sich eine goldene Nase auf dem Saatgutmarkt. Auch, weil sie das Erbgut der Samen so manipulieren, dass sie nur einmalig verwendbar sind. Die neuen Samen, die eine Pflanze, gleich einem Wunder, natürlicherweise entwickelt um sich zu reproduzieren, werden bei Monsanto-Gewächsen unfruchtbar. So kontrollieren Konzerne wie Monsanto die wichtigsten Grundbausteine der Lebensmittelversorgung und machen als allererstes Bauern und Bäuerinnen von sich abhängig, die traditionell die Samen ihrer eigenen Ernte aufbewahren und Jahr für Jahr neu aussäen. Abgesehen von der Zerstörung der natürlichen Vielfalt und der wirtschaftlichen Ausnahme der Landwirtschaft verantwortet der Chemie-Konzern durch das Verwenden umstrittener Pestizide auch die Verbreitung von tödlichen Krankheiten.
Dagegen kann jede und jeder Widerstand leisten, zum Beispiel, indem er oder sie statt zu Samen aus konventioneller Züchtung, zu biologisch gezüchtetem, samenfestem Saatgut greift. Gute Quellen dafür sind Dreschflegel oder Bingenheimer.
sind Grundbestückung einer Samenkiste
Nahe liegt auch, sich besser zu organisieren. Eine gut sortierte und strukturierte Samenkiste bringt Freude in jedes neue Gartenjahr. Wenn man diese nun auch noch mit eigens geerntetem Saatgut bestückt, sich mit Gartennachbarinnen und -nachbarn austauscht, eine Saatguttauschbörse organisiert oder eine Samenbank im öffentlichen Raum installiert, ist der erste Beitrag zum Garten-Aktivismus geleistet.
Links
Quellen
Jungblut, Indra (2013): Saatgutprivatisierung – Monsanto und co. auf dem Vormarsche. URL: https://reset.org/knowledge/saatgut-privatisierung-monsanto-und-co-dem-vormarsch [15.04.2020]
Autorin des Beitrags: Maria Stawenow
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