Lehrbereiche:
Malerei / Grafik / transklassische Verfahren, Prinzip Zufall, Prinzip Collage, Landschaftsstudien, konzeptuelle und kontextuelle künstlerische Praxis, künstlerisch ästhetische Forschungsstrategien
Meine Ansätze als Lehrende sind eng an meine persönlichen künstlerischen Erfahrungen geknüpft. Seit meinem Diplom der Malerei/Grafik im Jahr 1999 arbeite ich als bildende Künstlerin freischaffend in Leipzig. Die Malerei steht für mich im Zentrum meines eigenen künstlerischen Interesses, als Ausgangspunkt und Referenz.
Im Jahr 2002 begann ich, Fragestellungen zu bearbeiten, die im Medium Malerei traditionell eher ausgeklammert wurden – Themen wie die Mechanismen des Kunstmarktes oder die Vereinnahmung von Kunst durch die Wirtschaft. Andere Medien kamen hinzu, wie Videoarbeiten und Fotomontagen. Parallel dazu beschäftigte mich die Frage, wie meine künstlerische Tätigkeit über den Kreislauf des Produzierens, Ausstellens und Verkaufens hinaus gesellschaftlich wirksam sein könnte. Ich suchte die Zusammenarbeit mit soziokulturellen Vereinen und NGOs. In diesen Zusammenhängen halte ich Malerei als kommunikatives Mittel für sehr geeignet, vor allem in der Verbindung mit anderen Medien.
Für mich persönlich ist die Konfrontation mit der uns umgebenden Welt sowie mit den medialen Bildern, in denen sich diese mitteilt, durch die Übersetzung in Malerei am intensivsten. Wenn ich bespielsweise ein Bild aus einem Film, indem ich es male, in etwas Persönliches transformiere, werden geistige, emotionale, psychologische sowie sinnlich-körperliche, unbewusst gesteuerte Akte in höchster Konzentration gefordert und greifen ineinander. Die prozesshafte Arbeitsweise, das Aufbauen, Infragestellen, Verwerfen und Zerstören, das permanente Reagieren auf das nicht Vorhergesehene ist eine sehr aktive Art der Auseinandersetzung. Ich denke, dass diese Erfahrungen auf andere Medien übertragbar sind, vielleicht auch auf außerkünstlerische Situationen oder Denkprozesse.
Durch meine Lehrangebote möchte ich den Studierenden den persönlichen Zugang zu diesen intensiven bildnerischen Prozessen ermöglichen: Je öfter diese durchlebt werden, umso souveräner lassen sie sich später in anderen Kontexten, in der eigenen kunstpädagogischen Arbeit, vermitteln. Damit dies gelingt, ist eine entsprechende Ausrichtung der Seminare nötig: Das bedeutet, eine Richtung aufzuzeigen, die auch wieder verlassen werden kann – zugunsten individueller Handlungsspielräume. Im Wechsel zwischen theoretischer Annäherung, spielerisch-experimenteller Übungen und deren Reflexion begegnen wir den Themen des jeweiligen Seminars. Alle verfügbaren Medien und Arbeitsweisen stehen grundsätzlich zur Disposition. Es geht jeweils darum, die entsprechende künstlerische Strategie für ein individuelles Anliegen zu finden.
In den ersten Semestern halte ich die Bildung von Grundlagen für elementar. Das bedeutet keine Rückkehr zu veralteten oder verklärenden Vorstellungen von Kunst. Im Gegenteil: Es sollte jederzeit bewusst sein, dass künstlerisch erzeugte Bilder nur einen kleinen Teil der Bilder darstellen, die unsere Kultur prägen. Wir können nach wie vor viel von ihnen lernen. Jedoch halte ich die Auseinandersetzung mit den medialen Bildern, die uns tagtäglich umgeben für genauso wichtig. Bilder medialer Herkunft können durch das gezielte Auswählen, Zusammenstellen und Verfremden untersucht und persönlich interpretiert werden.
In den Seminaren »Prinzip Collage« und »Prinzip Zufall«, ausgeschrieben für die Studierenden des ersten Semesters geht es unter anderem um eine solche Auseinandersetzung. In Lehrveranstaltungen wie »Malerei, Grafik, transklassische Verfahren« oder »Bildnerische Vorbereitung der kunstpädagogischen Praxis« im zweiten Semester steht zunächst die Zeichnung im Vordergrund. Ich verstehe sie nicht nur als Grundlage, sondern auch als eine ganz aktuelle Gegenreaktion auf die mediale Bilderflut. Der Versuch, uns zeichnend der Wirklichkeit zu nähern, ist eine unmittelbare körperliche Reaktion auf die uns umgebende Welt, so wie wir sie sehen und erleben. Zeichnung und Malerei möchte ich nicht nur als reines Grundlagenstudium, als das Erlernen einer Technik, verstehen. Diese Herangehensweise wäre inhaltslos und unmotiviert, man verliert schnell die Lust dabei. Das Interesse am Gegenstand, die Liebe zu bestimmten Dingen oder auch eine Abneigung gegen bestimmte Situationen können Grund genug sein für eine bildnerische Umsetzung. Der Grund sollte die Grundlage bilden – als Motivation für jegliche Übung, auch für das figürliche Zeichnen, das Portrait oder das Studium der Perspektive.
Zu meinen Angeboten gehören, neben den eher praxisbezogenen »Übungen« der ersten Semester, auch Seminare wie Ausstellungspraxis, konzeptuelle und kontextuelle Kunst, künstlerisch-ästhetische Forschung, Gestaltungsdimension Prozess und ein Seminar zum Genderaspekt in der außerschulischen kunstpädagogischen Praxis. In einigen Seminaren biete ich den Studierenden die Möglichkeit, Erfahrungen in verschiedenen kunstpädagogischen Bereichen zu sammeln, durch Kooperationen mit Leipziger Kulturinstitutionen oder soziokulturellen Vereinen. Ich bin der Meinung, dass man am meisten durch die Praxis lernt, in der – wie in der Malerei – Fehler gemacht werden dürfen, um eine eigenständige und funktionierende Struktur zu entwickeln.