Wendt, Andreas: Sehen, Zeigen, Verstehen – Informieren und Präsentieren im digitalen Zeitalter aus der Sicht von Kunstpädagogik.

Kunstpädagogen haben die Möglichkeit zu vermitteln, wie man das Dringliche und das Wichtige mit visuellen Mitteln darstellt. Um wahrgenommen zu werden, muss klar und deutlich visuell gesprochen und am Ausdruck gearbeitet werden. Dafür muss das Bedürfnis nach visueller Qualität geweckt und entwickelt werden. Die visuellen Vorbilder unserer Kultur bedürfen der Erinnerung und Pflege. Das Aufzeigen und Vermitteln von Wegen, Werkzeugen und Abläufen für exzellente Gestaltung und Medienproduktion obliegt dabei den Lehrpersonen. Die heutigen Lernsituationen der Kinder und Jugendlichen sind durch die Untergliederung von Informationen gekennzeichnet – Fachunterricht im 45-Minutenrhythmus. Und zwischen den Fächern besteht kaum Zusammenhang. Unterricht im Kommunikationsdesign gibt die Möglichkeit, fächerübergreifend zu wirken. Um Themen aus jedem Fachgebiet zu bearbeiten und zu visualisieren, ist der fächerübergreifende Blick in einer Zeit der Grenzüberschreitungen unerlässlich.

Kultur – Interdisziplinäre Zugänge

Gerade wenn unvereinbare Elemente auf neue, ungewöhnliche Art nebeneinander gestellt und miteinander ins, auch gestalterische, Gleichgewicht gebracht werden, kommt es oft zu verblüffende Entdeckungen. Kommunikationsdesign sollte größere Beachtung geschenkt und mehr als Methode zur Wissensaneignung entdeckt und verstanden werden. Dies könnte dazu beitragen, die Nachteile der Untergliederung des Unterrichts besser wahrzunehmen und überwinden zu helfen. Diese sich ergebende Konzentration lässt Raum für die Schlüsselrolle, die die multisensorische Wahrnehmung der Welt bei der Wissensaneignung und Lebensbewältigung spielt. Auf diese Weise kann zum Erkennen der Manipulation durch visuelle Metaphern beigetragen und ein Selbstschutz vor dem Ablenkung und Zerstreuung erzeugenden Bombardement ausgebildet werden. Kommunikationsdesign im Unterricht hat durch die Verwendung von Apparaten, Maschinen und Werkzeugen den Anspruch von polytechnischem Unterricht. Da sich heute von der Gestaltung über Produktion bis zur Verteilung der Kommunikationsmittel alles im Computer abspielt, durchdringen sich die einzelnen Spezialisierungen gegenseitig. Wir werden herausgefordert, diese Arbeit zu bewältigen. Wollen wir aber richtig verstanden werden, stehen wir in der Verantwortung, nicht nur auf den Inhalt des zu Kommunizierenden Wert zu legen, sondern auch auf die richtige Wahl des Mediums und auf eine angemessene Form. Die Fähigkeit des Sehens, die Entwicklung eines gestalterischen Blicks, ist dabei eine fundamentale Voraussetzung für das Zeigen und das Verstehen.

 

Wendt, Andreas: Sehen, Zeigen, Verstehen – Informieren und Präsentieren im digitalen Zeitalter aus der Sicht von Kunstpädagogik. In: H. Busche, Th. Heinze, F. Hillebrandt, F. Schäfer: Kultur – interdisziplinäre Zugänge. Heidelberg: Springer VS 2018

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